Betrieb Stück für Stück erarbeiten
Tobias Liesenkötter ist als Juniorchef in die elterliche Bäckerei eingestiegen. Auf die Betriebsübergabe bereitet Vater Georg Liesenkötter ihn gut vor. Ein harmonisches Betriebsklima ist beiden wichtig.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Betrieb übergeben? Betrieb übernehmen?
Bereits mit sieben Jahren verkündete Tobias Liesenkötter in der Backstube seiner Eltern, Bäcker werden zu wollen. Heute ist der 30-jährige Bäcker- und Konditormeister stolz darauf, das Familienunternehmen in dritter Generation als Junior-Chef zusammen mit seinem Vater Georg und seiner Mutter Beate Liesenkötter zu leiten: "Ich bin Meister mit Leidenschaft und mit Überzeugung."
Dass die Übernahme des Betriebes schrittweise erfolgt, erlebt er seit seinem Eintritt vor fünf Jahren als ausgesprochen hilfreich: "Ich muss mir den Betrieb als Übernehmer erst Stück für Stück erarbeiten und in die Selbstständigkeit hineinwachsen." Bis zur alleinigen Übernahme profitiere er von den Erfahrungen der jetzigen Geschäftsführung. Im Gegenzug bringe er sich mit neuen Kompetenzen in die Leitung des Unternehmens ein. Bei Zukunftsinvestitionen lasse ihm sein Vater mehr und mehr ‚freie Hand‘. Wichtig sei es allerdings, Leitungsaufgaben klar voneinander abzugrenzen, denn Überschneidungen führten beispielsweise bei den Beschäftigten zu Missverständnissen.
Offener und fairer Umgang
In ihrem Führungsverständnis sind die drei Liesenkötters sich jedoch absolut einig: "In unserem Unternehmen geht es zu wie in einer großen Familie: Jeder und jede steht zu jedem und hilft dem anderen – beruflich und privat." Alle im Team können sich mit konstruktiver Kritik, neuen Ideen und der eigenen Meinung einbringen. Bei Neueinstellungen bringt häufig der Junior den in dieser Hinsicht manchmal noch ‚unerfahrenen‘ Kolleginnen und Kollegen diese offene und vertrauensvolle Unternehmenskultur näher. "Neue Mitarbeiter müssen sich bis zur vollen Integration oft zunächst an unseren offenen und fairen Umgang und unseren Anspruch auf gegenseitiges Nehmen und Geben gewöhnen", hat Tobias Liesenkötter erfahren.
Wegen des Fachkräftemangels ist es ihm wichtig, dass alle Beschäftigten sich jederzeit in der Bäckerei und Konditorei Liesenkötter wohlfühlen. "Heute bleiben Mitarbeitende vor allem, weil das Klima stimmt. Der Verdienst ist weniger entscheidend."
Kleine Dinge des Alltags als Besonderheit
Die Liesenkötters sorgen deshalb gerne für ein gutes Arbeits- und Betriebsklima. "Das Besondere bei uns sind die kleinen Dinge des Alltags!", betont Tobias Liesenkötter und erwähnt das tägliche Frühstück mit den Beschäftigten, die passende Musik in der Backstube, das Reinigen der Arbeitskleidung durch den Betrieb oder gemeinsame Feste.
Neu eingeführt habe er die so genannte ‚Fehlerkultur‘. Er ziehe aus ‚Missgeschicken‘ der Beschäftigten vorrangig etwas Positives: "Für mich dienen Fehler dazu, aus ihnen zu lernen." Seinen Eltern ist eine solche Sichtweise eher fremd. "Ich halte es für wichtig, jede Generation mit ihren Ansichten zu akzeptieren", führt der zukünftige Unternehmer aus. Und diese Einstellung tragen auch seine Eltern mit: Denn nur so könne der Prozess der Betriebsübergabe – wie in seinen Fall – harmonisch erfolgen.
Kontakt: Hier geht es zur Website der Bäckerei Liesenkötter.
Betriebsübergabe: Die Handwerkskammer Münster ist mit ihrer Betriebsbörse behilflich bei der Vermittlung von Unternehmen und bei der Beratung für Übergeber und Übernehmer. Gleiches gilt bei Unternehmensbeteiligungen. Die Berater stehen bei der Planung einer Betriebsübernahme mit Rat und Tat zur Seite. Abgestimmt auf die betrieblichen und privaten Verhältnisse unterstützen sie individuell bei der Erstellung von Berechnungen und Unterlagen. Tel.: 0251/ 5203-202/-211
Online: Hier geht es zum Beratungsangebot der Handwerkskammer Münster.
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Text:
Vera von Dietlein /
handwerksblatt.de
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