"Wer viel weiß, wird viel gebraucht!"
Trotz seiner Legasthenie hat Metallbauer Raphael Kämmer (24) den besten Gesellen- und besten Meisterabschluss im Kammerbezirk Trier gemacht.
"Wenn man viel weiß, wird man auch viel gebraucht!" Spricht’s, lacht und lässt weiter die Funken fliegen. Sprichwörtlich. Denn Raphael Kämmer, der jüngst als bester Meister der Handwerkskammer Trier bei den Metallbauern abgeschlossen hat, ist mit seinen 24 Jahren einer von den jungen Leuten, über die man nur staunen kann.
Mit seiner diagnostizierten Legasthenie wollten sie ihn in der Grundschule eigentlich schon auf die Sonderschule überweisen, doch die Eltern von Raphael Kämmer haben da nur den Kopf geschüttelt. Unser Sohn, davon waren sie überzeugt, hat eben andere Talente und Begabungen. Gut, wenn Eltern an ihr Kind glauben! Und gut für Raphael, dass er irgendwann auch auf verständnisvolle Lehrer und Ausbilder gestoßen ist. Das Ergebnis: Er wurde bester Metallbauergeselle seines Azubi-Jahrgangs, hat den zweiten Platz beim Landeswettbewerb Metallbau gewonnen und jetzt den besten Meisterabschluss hingelegt. Doch der Reihe nach.
Von Klein auf wollte Raphael Kämmer Kunstschmied werden. Oder Perlentaucher. Aber als der Opa ihm zum zwölften Geburtstag ein Schweißgerät geschenkt hat, da war es um ihn geschehen. Fortan war er nur noch mit Metall am Werkeln. "Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, Skulpturen zu kreieren", erzählt der junge Mann voller Begeisterung. Besonnen und ausgeglichen ist er von Natur aus. Aber wenn er vom Metallbau spricht, dann sprühen die Funken. In seinen Augen und in seiner Stimme. Eine seiner Skulpturen-Frühwerke schmücke immer noch den elterlichen Garten, erzählt er.
Die Schule war eine Quälerei
Jungmeister und Metallbauer Raphael Kämmer fühlt sich im Betrieb am wohlsten. Foto: © Sandra Blass-NaisarDie Schule indes sei für ihn – jedenfalls, was das Lesen und Schreiben angeht – viel Quälerei gewesen. In Bio habe er zwar mündlich souverän über Zytoplasma referieren können. Aber wenn es daran ging, Zytoplasma zu schreiben, dann habe er mit den Schultern gezuckt.
"Mein großes Glück war es, dass mir mein Chef hier bei Metallbau Dimmer in Bitburg-Mötsch eine Chance gegeben hat. Denn mein Schulabschluss war aufgrund meiner Leistungen in den Sprachen nicht so dolle." Der Chef habe ihn während seiner Gesellenzeit immer gefördert und unterstützt, sich auch mit ihm hingesetzt, wenn es darum ging, etwas Schriftlich für die Schule zu formulieren.
Und so habe er, nachdem er den besten Gesellenabschluss gemacht hatte, auch gleich beschlossen, noch den Meister anzuhängen und die Zusatzqualifikation als Schweißfachmann.
Sein Meisterstück: eine Motorrad-Hebebühne, die sich auch als Werkbank benutzen lässt. "Es ist einfach toll, im Metallbau zu arbeiten. Das ist ein so vielfältiger Beruf", schwärmt er. Da könne man Konstruktionsmechaniker werden oder Flugzeugschweißer oder auch in der Metallgestaltung arbeiten.
Für Letzteres hat er sich entschieden. Und fühlt sich bei Metallbau Dimmer pudelwohl. "Es ist wie in einer Familie bei uns. Wir verstehen uns, können uns aufeinander verlassen und liefern unseren Kunden tolle Sachen! Wir bauen Konstruktionen für Individualisten. Unkonventionelle Lösungen sind für uns eine gern angenommene Herausforderung, egal ob es um Balkone und Geländer, Fenster und Türen, Wintergärten und Fassaden geht."
Großer Hunger nach mehr Wissen
Seine Hobbys? "Der Metallbau ist mein größtes Hobby, weil Metall der Ursprung von so vielem ist. Aber auch das ständige Lernen und Sich-Weiterbilden ist etwas, was ich liebe. Ich bin richtig hungrig danach, noch mehr zu wissen. Und außerdem knüpft man auf dem Bildungsweg Netzwerke, die interessant sind."
Ach ja, und noch etwas: Auch, wenn Raphael Kämmer kein Perlentaucher geworden ist, für das Schwimmtraining bei der DLRG will er sich, jetzt wo der Meister gestemmt ist, in Zukunft auch mal wieder Zeit nehmen.
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Text:
Sandra Blass-Naisar /
handwerksblatt.de
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