Im Interview spricht Dr. Matthias Schwalbach, Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier, über Grenzkontrollen.

Im Interview spricht Dr. Matthias Schwalbach, Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier, über Grenzkontrollen. (Foto: © kzenon/123RF.com)

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Grenzkontrollen – was bedeutet das für unser Handwerk?

Mit dem Schengener Abkommen wurden 1985 die Grenzkontrollen zwischen den unterzeichnenden Staaten abgeschafft. Das Übereinkommen sieht vor, dass es in Ausnahmesituationen Kontrollen geben kann – so wie jetzt.

Stichprobenartige Kontrollen an den deutschen Außengrenzen sollen helfen, unerwünschte Migration und Kriminalität zu bremsen. So kommt es deshalb auch an der deutsch-luxemburgischen Grenze zu Kontrollstopps. Nicht nur Reisende und Pendler, sondern auch grenzüberschreitend tätige Handwerksbetriebe müssen damit rechnen, von der Bundespolizei vor Ort angehalten zu werden.   

DHB: Herr Schwalbach, wie wirken sich die neuen Kontrollen auf den Grenzverkehr zu Luxemburg aus? Schwalbach: Nach den ersten Tagen ist es je nach Tageszeit und Strecke zu verlängerten Fahrzeiten mit etwa fünf bis 20 Minuten Verzögerung gekommen. Längere Staus oder gar ein Verkehrschaos sind allerdings ausgeblieben. Das deutsche Innenministerium hat zugesagt, die Kontrollen so zu gestalten, dass sie sich auf die Pendler und die Wirtschaft so gering wie möglich auswirken sollen. Wir sind optimistisch und hoffen auf diese Zusage. So gehen wir nicht davon aus, dass in größerem Umfang Aufträge, Umsätze und Jobs in der Großregion auf der Kippe stehen. Unsere Handwerksbetriebe sind zudem darin geübt, geeignete Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen, etwa den Einbau von Zeitpuffern, eine alternative Streckenwahl, die Konzentration auf – wenn möglich – eine Vier-Tage-Woche etc.

DHB: Wie steht die Handwerkskammer Trier zu den Kontrollen?  
Schwalbach: Ganz klar: Der Wohlstand der gesamten Großregion und das gute Miteinander der Menschen hängen entscheidend von offenen Grenzen ab. Daher setzt sich die Handwerkskammer Trier dafür ein, dass der freie Wirtschafts- und Personenverkehr nicht unnötig eingeschränkt wird. Gemeinsam mit den regionalen Partnern und unseren Kolleginnen und Kollegen der Chambre des Métiers du Luxembourg werden wir das im Auge behalten. Sollten die Zustände kritisch werden, würden wir gegenüber dem Bund und dem Land intervenieren. Und wir sehen ja auch die emotionale Seite. Geschlossene Grenzen wecken keine guten Erinnerungen, sie widersprechen dem europäischen Geist. Die Freundschaft zu Luxemburg bedeutet uns in der Region Trier sehr viel.

DHB: Bereits während der Fußball-Europameisterschaft lebten Grenzkontrollen wieder auf – auch zwischen Deutschland und Luxemburg. Inwieweit waren Handwerker aus der Region davon betroffen?
Schwalbach: Anfangs gab es Staus auf den Grenzbrücken mit Rückstaus in den Grenzorten auf luxemburgischer Seite. Wegen dieser negativen Folgen wurden die Kontrollen auf den Grenzbrücken aufgegeben. Auch der Verkehr auf der A1 bei Wasserbillig war anfangs behindert. Hier gab es später aber Erleichterungen. Es ist also eine Lernfähigkeit und die Bereitschaft des deutschen Staats erkennbar, die Ziele der Sicherheit und des gemeinsamen Lebens in der Großregion in einen vernünftigen Ausgleich zu bringen. Was die EM-Kontrollen angeht, haben sich zwar die Fahrzeiten währenddessen verlängert, aber in moderatem Umfang – üblicherweise im Minutenbereich. Mir sind übrigens keine nennenswerten Beschwerden von Handwerkern bekannt. Der Verkehr ist auch während der EM geflossen, etwas zähflüssiger als üblich, jedoch nicht zum Erliegen gekommen.

DHB: Hat die Handwerkskammer Trier sich mit den luxemburgischen Behörden über die Lage ausgetauscht?
Schwalbach: Unser Hauptansprechpartner ist naturgemäß unsere luxemburgische Schwesterkammer, die Chambre des Métiers. Wir haben aber auch zu anderen Institutionen und Persönlichkeiten in Luxemburg gute Kontakte. In diesem Netzwerk verfolgen wir gemeinsam das Ziel offener Grenzen. Da bisher noch keine nennenswerten Störungen zu verzeichnen sind, mussten wir noch keine Maßnahmen ergreifen. Sollten Probleme auftreten, könnten wir aber schnell gemeinsam agieren.

 

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Text: / handwerksblatt.de

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