Thomas Apelrath (r.) empfindet Juan Rosarios (l.) Gehörlosigkeit nicht als Einschränkung.

Thomas Apelrath (r.) empfindet Juan Rosarios (l.) Gehörlosigkeit nicht als Einschränkung. (Foto: © Teamfoto Marquardt)

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Eine Frage der Einstellung

"Es ist mir eine Freude, mit Juan Rosario zusammenzuarbeiten", hebt der Metallbauunternehmer Thomas Apelrath hervor. Rosario ist gehörlos.

Von Anfang an habe Juan Rosarios Eigeninitiative ihn beeindruckt, erinnert sich Apelrath. Dieser hatte anfangs seine Dienste für die Pflege der Grünanlagen des Betriebs angeboten. Das machte er so sorgfältig, dass dem Unternehmer Apelrath klar wurde: Die Gehörlosigkeit stellte kein Hindernis dar. Es stellte sich heraus, dass Rosario in seiner Heimat, der Dominikanischen Republik, zudem schon Erfahrungen im Handwerk gemacht hat. Apelrath lud ihn zum Probearbeitstag ein. "Juan Rosario hat ein tolles Gespür für Material und Werkzeuge bewiesen. Genau das brauchen wir in der Fertigung", so Apelrath. Anders als in der Montage wird in der Fertigung anhand detaillierter Pläne gearbeitet wird. Sie erlauben ein eigenständiges Ausführen. Beide sind sich am Ende des Schnuppertags einig, es mit einer Helfertätigkeit zu versuchen.

Inklusions-Fachberaterin Annette Averesch (HWK) informiert Juan Rosario und Thomas Apelrath über Fördermöglichkeiten zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Foto: © Teamfoto MarquardtInklusions-Fachberaterin Annette Averesch (HWK) informiert Juan Rosario und Thomas Apelrath über Fördermöglichkeiten zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Foto: © Teamfoto Marquardt

Apelrath suchte Rat bei der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) bei der Handwerkskammer Münster. Diese ist im Auftrag des LWL-Inklusionsamtes Arbeit tätig. Fachberaterin Annette Averesch informierte und stellte den Kontakt zum Arbeitgeberservice der örtlichen Agentur für Arbeit her. Diese fördert die Einstellung von Rosario in den ersten Jahren mit dem Eingliederungszuschuss. Mit der Berufsgenossenschaft wurden alle vorgeschriebenen Arbeitssicherheitsmaßnahmen erörtert. "Juan Rosarios Arbeitsplatz ist mit modernen Warnsignalen ausgestattet" erklärt Apelrath. Für betriebliche Notfälle wurden im Team zwei Paten benannt, die zum Beispiel im Falle einer akuten Brandgefahr dafür sorgen, dass Juan nicht aus Versehen zurückgelassen wird. 

Seit einem halben Jahr fest im Team

Seit September gehört Juan Rosario fest zu Metallbau Apelrath in Nottuln. Er ist im Zuschnitt, beim Richten von Material und in der Nachbereitung von verzinktem Material einsetzbar. "Ich habe mich hier in der Firma von Anfang wohl gefühlt. Herr Apelrath und sein Team haben sich viel Zeit für mich genommen, um mir alles zu erklären, damit ich hier meine Arbeit ordentlich erledigen kann. Besonders schön ist es für mich, dass wir hier im Team auch ohne Worte zusammen lachen können", teilt Rosario mit Hilfe eines Gebärden-Dolmetschers mit. Dieser kommt bei Bedarf in den Betrieb – Rosario kann ihn auch selbst anfordern – und kommuniziert mit ihm in spanischer Gebärdensprache. Auch die Verständigung mit den 35 Kolleginnen und Kollegen klappt. So gehört das Gestikulieren mit Händen, Füßen und Mimik im Hause Apelrath mittlerweile zum Alltag. Auch digitale Medien helfen bei der Kommunikation. 

Die EAA informierte Apelrath auch über die Möglichkeit, innerhalb der ersten sechs Monate nach Einstellung eines Menschen mit Schwerbehinderung einen Antrag auf Investitionskostenzuschuss beim LWL zu stellen. Dieser kann bei einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis gewährt werden. Apelrath konnte dadurch zwei Maschinen beschaffen: Eine Stanze und eine Richtmaschine erleichtern jetzt Rosarios Arbeit für die technische Herstellung von Bauteilen – und die der Kollegen. Apelrath: "Gehörlosigkeit ist für mich keine Einschränkung. Was zählt, ist die Einstellung zur Arbeit. Natürlich habe ich als Arbeitgeber eine besondere Fürsorgepflicht. Aber es gibt viel technische und finanzielle Unterstützung". Die EAA habe es erleichtert, diese zu finden und abzurufen.

 

Hintergrund: Fachberatung für Inklusion Hintergrund Die "Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber" bei der Handwerkskammer Münster bietet insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen ein individuelles Beratungs- und Begleitungsangebot. Die Fachberatung fungiert als Lotse bei der Kontaktaufnahme zu Institutionen und bei Fragen zur Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen.
Kontakt Annette Averesch, Tel. 0251 5203-321.
Online Hier geht zur "Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber" bei der Handwerkskammer Münster.

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Text: / handwerksblatt.de

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