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Über 6.000 Lehrlinge im Handwerk aus dem Kammerbezirk Münster pendeln täglich zur Ausbildungsstelle. Kammerpräsident Hans Hund fordert Mobilitätshilfen. (Foto: © gemenacom/123RF.com)

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6.628 Lehrlinge im Handwerk pendeln

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, fordert Mobilitätshilfen für die 6.628 Lehrlinge im Handwerk, die aufs Pendeln angewiesen sind.

Fast jeder zweite Auszubildende im Handwerk der Region ist für seine Lehrstelle mobil: 45 Prozent aller 14.593 Lehrlinge im Kammerbezirk Münster pendeln von ihrem Wohnort zu einem anderen Ausbildungsort. Zwölf Prozent aller pendelnden Lehrlinge überschreiten Kreisgrenzen und acht Prozent kommen aus einem anderen Regierungsbezirk. Die Handwerkskammer Münster fordert mehr Mobilitätshilfen. 

Unter den kreisfreien Städten ist Bottrop der Pendlermagnet; jeder zweite Lehrling (52 Prozent) wohnt andernorts. In Münster fährt jeder dritte Auszubildende (33 Prozent) aus dem Umland an, fünf Prozent sogar aus anderen Kammerbezirken. Gelsenkirchen hat die wenigsten Pendlerbewegungen in die Stadt (37 Prozent). 

Auch im Landkreis wird gependelt

Bei den Landkreisen wird am stärksten im und in den Kreis Coesfeld gependelt (52 Prozent aller Lehrlinge fahren zu einem anderen Ausbildungsort). Es folgen die Kreise Recklinghausen (50 Prozent), Warendorf (49 Prozent), Steinfurt (47 Prozent) und Borken (40 Prozent).

Die Bewegungen zwischen den Regionen des Kammerbezirks sind unausgewogen: Lediglich 0,6 der Auszubildenden pendeln vom Münsterland in die Emscher-Lippe-Region, umgekehrt sind es aber 4,4 Prozent. Bei einem hohen Stand unbesetzter Lehrstellen im Münsterland und unversorgter Jugendlicher in der Emscher-Lippe-Region wünscht sich Kammerpräsident Hans Hund mehr regionale Mobilität. "Die kann man aber nicht allein von den Jugendlichen erwarten. Das Land ist gefordert Geld für diejenigen in die Hand zu nehmen, die bereit sind sich für eine Ausbildung im Handwerk zu bewegen", so Hans Hund. 

Der Kammerpräsident macht konkrete Vorschläge: Ein "Azubi-Ticket" zum Wechsel zwischen Regionen und der gleichzeitige Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Fläche würde es Jugendlichen erleichtern, für eine weiter entfernte Ausbildung zu pendeln oder umzuziehen. 

Zuschüsse kluge Zukunftsinvestition

Hund bereitet noch ein Punkt Sorgen: In mehreren Ausbildungsberufen müssen Lehrlinge für den Unterricht am Berufskolleg lange Strecken in Kauf nehmen. Diese Kosten tragen sie selbst oder die Eltern. Hans Hund: "Das schreckt ab und erschwert den betroffenen Ausbildungsbetrieben die Nachwuchsgewinnung zusätzlich. Auch hier sollte die neue Landesregierung die Ausbildung erleichtern."

Unverständlicherweise habe NRW vor einigen Jahren die Zuschüsse zu den Internatskosten an Berufskollegs gestrichen, die in Berufen mit geringen Ausbildungszahlen zentral beschulen. "Die Wiedereinführung der Zuschüsse wäre eine kluge Investition in die Zukunft", unterstrich Hund. Sie unterstützten die lobenswerte Flexibilität von Jugendlichen und stärkten die Ausbildungsbemühungen der Betriebe in diesen Berufen. Das sei ein weiterer, längst überfälliger Beitrag zur Gleichwertigkeit von allgemeiner und akademischer Bildung.

Foto: © gemenacom/123RF.com

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Text: / handwerksblatt.de