Aufträge fürs Handwerk: Generation 50 plus
Silver Economy, Silver Generation – für die Kunden ab 50 Jahren hat die Werbewirtschaft viele schillernde Anglizismen parat. Denn die über 60-Jährigen sollen eine Kaufkraft von rund 26 Milliarden Euro haben. Wie Handwerker davon profitieren können ...
"Mit 50 Jahren stellt sich die zweite Jugend ein", ist der Designer Harald Zagatta überzeugt. Dies macht sich auch in den eigenen vier Wänden bemerkbar. "Die Generation 50 plus will die Wohnung emotional anders erleben, sie anderen zeigen und demonstrieren, dass sie flexibel ist", sagt er. Neben einer höheren Mobilität lege diese Zielgruppe auch großen Wert auf Annehmlichkeiten. Dazu zählte Zagatta unter anderem die Bereiche Licht, Farbe und Design sowie Stauräume, aber auch die Sicherheit in Haus oder Wohnung.
Verschiedene Zielgruppe nicht über einen Kamm scheren
Harald Zagatta geht davon aus, dass sich viele Ältere diesen Komfort nicht nur leisten wollen, sondern auch können. So stünden etwa den über 60-Jährigen rund 26 Milliarden Euro zur Verfügung. 40 Prozent davon würden sie fürs Wohnen ausgeben. Zagatta: "Davon wird sicher nicht alles zu Ikea getragen." Bei der Auftragsakquise gelte es aber, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. "Die Gruppe der 60- bis 70-Jährigen darf nicht mit der Gruppe der 70- bis 80 Jährigen über einen Kamm geschoren werden", warnte er. Generell riet er, dass die Tischler ihre Kunden eher als bisher mit dem Thema barrierefreies Wohnen vertraut machen und bei der Beratung auf den höheren Komfort hinweisen sollten.
Gruppe 55 bis 60 Jahren gibt ca. 2.800 Euro für Modernisierungen aus
Andere Quellen, andere Zahlen: Der Geschäftsführer des Technologie-Zentrums Holzwirtschaft, Ralf Bickert, zog auf dem "treffpunkt tischler nrw" Studien der Landesbausparkassen, des Bundesfamilienministeriums und von Heinze, einem Spezialisten für die Vermarktung von Bauprodukten, heran. Letzterer hat bei einer Befragung von 10.000 Haushalten herausgefunden, dass die Altersgruppe zwischen 55 und 60 am meisten Geld für Modernisierungen ausgibt. Während der Durchschnitt der befragten Haushalte zwischen 20 bis 80 Jahren 1.200 Euro investiert, waren es in der Gruppe 55 bis 60 Jahre zirka 2.800 Euro. In ihrer Studie "Die Generation über 50" gehen die Bausparkassen auf die derzeitige und künftige Wohnungsnachfrage, auf die Wohnsituation und die Veränderungen der Wohnsituation der Generation 50+ sowie auf die finanziellen Ressourcen und die Wohnangebote für diese Zielgruppe ein. Ähnlich ist auch der Bericht des Bundesfamilienministeriums "Wirtschaftsmotor Alter" aufgebaut.
Mit dem Kunden alt werden
Aufgrund der günstigen Datenlage und Prognosen stellte Bickert fest: "Wir müssen uns mit der Zielgruppe 50 plus mehr auseinandersetzen als bisher." Um das Marktfeld zu erschließen, regte er an, den eigenen Kundenstamm zu pflegen und sich auch um dessen Freundes- und Bekanntenkreis zu bemühen. Sein Motto für die Auftragsakquise im Seniorenmarkt: "Wir müssen mit den Kunden alt werden."
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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