Peter Ferger mit dem Para-Leichtathleten Ali Lacin bei den Paralympics 2021 in Tokio.

Peter Ferger (links) hat den deutschen Kader schon zu Wettkämpfen nach London, Dubai oder Tokio begleitet. Vom 28. August bis 8. September betreut er den Kader bei den Paralympics in Paris. (Foto: © APT Prothesen Westerwald )

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Peter Ferger: Orthopädietechniker für die Para Nationalmannschaft

Peter Ferger ist Orthopädietechniker und Cheftechniker der Para Nationalmannschaft der Leichtathletik. Auch in Paris wird er dabei sein – im Olympischen Dorf, auf dem Trainingsplatz und bei den Wettkämpfen.

Peter Ferger kommt kurz vor unserem Gespräch zurück aus Japan. Bei der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Kobe hat der deutsche Kader neun Medaillen gewonnen, darunter sechsmal Gold. Der Orthopädietechnikermeister und Geschäftsführer von "APT Prothesen Westerwald" war jeden Tag vom ersten bis zum letzten Wettbewerb im Stadion und neben der Bundestrainerin ein zentraler Ankerpunkt für das Team. Der 32-Jährige ist Cheftechniker der Nationalmannschaft. Auch bei den Paralympics in Paris (28. August bis 8. September) ist Peter Ferger dabei – im Olympischen Dorf, auf dem Trainingsplatz und bei den Wettkämpfen.

Peter Ferger mit dem Para-Leichtathleten Ali Lacin bei den Paralympics 2021 in Tokio. Foto: © APT WesterwaldPeter Ferger mit dem Para-Leichtathleten Ali Lacin bei den Paralympics 2021 in Tokio. Foto: © APT Westerwald

DHB: Herr Ferger, was macht ein Cheftechniker der Para Nationalmannschaft der Leichtathletik?
Ferger:
Ich sorge dafür, dass die Athleten sorgenfreie Wettkämpfe haben. In Japan zum Beispiel sind einem Weitspringer die Spikeplatten von der Sportfeder rausgerissen. Einem anderen Athleten ist das Gewinde an der Prothese kaputt gegangen und musste nachgeschliffen werden. Das alles sollte nicht passieren, kann aber immer mal sein. Es gibt auch Tage, an denen alles super läuft.  Für die Athleten ist es einfach wichtig, dass sie sich auf ihren Sport konzentrieren können und wissen, dass ich für sie da bin. Einem Sportler aus den Niederlanden ist zwei Tage vor dem Wettkampf sogar die komplette Sportfeder durchgebrochen. Auch da konnte ich in Kooperation mit dem Hersteller helfen. Er hat dann sogar noch Bronze gewonnen und mir zum Dank sein Trikot und seine Startnummer geschenkt. 

DHB: Wie kamen Sie zu der Aufgabe?
Ferger:
Ich werde für die Wettbewerbe vom Deutschen Behindertensportbund nominiert. Die Aufgabe habe ich von meinem Ausbilder und Firmengründer Thomas Kipping übernommen. 2016 durfte ich ihn das erste Mal zur Para-EM nach Grosseto in Italien begleiten. Ein Jahr später übernahm ich schon den Staffelstab als Cheftechniker und war seitdem bei Wettkämpfen in London, Dubai oder Tokio dabei. Die Zusammenarbeit kam ursprünglich 2008 durch die enge Kooperation mit dem TSV Bayer 04 Leverkusen zustande, wo die meisten Top Para-Leichtathleten trainieren und wo sehr viel für die Nachwuchsarbeit getan wird. In dem Jahr, in dem die Stelle des Cheftechnikers geschaffen wurde, habe ich auch meine Ausbildung bei Thomas Kipping begonnen. Ich wusste schon damals, dass APT für aktive Prothesen bekannt ist, aber dass so etwas einmal daraus wird, hätte ich nicht geahnt. Es ist eine absolute Ehre, für das deutsche Team mit zu den Wettkämpfen fahren zu dürfen. 

Peter Ferger mit Weltrekordler Johannes Floors (l.). Foto: © APT Prothesen WesterwaldPeter Ferger mit Weltrekordler Johannes Floors (l.). Foto: © APT Prothesen Westerwald

DHB: Ein der Athleten, die Sie betreuen, ist der mehrfache Weitsprung-Weltmeister und Olympiasieger Markus Rehm, der ja selbst auch Orthopädietechniker ist ...
Ferger:
Mit Markus habe ich mir schon das Zimmer geteilt, wir sind befreundet. Er hat seine erste Sportprothese gemeinsam mit Thomas Kipping gebaut. Bei den Wettkämpfen schraubt er auch selbst an seinen Prothesen. Ich stehe ihm dann mit Material und Werkzeug zur Seite. Es ist gar nicht so selten, dass Para-Sportler eine Ausbildung zum Orthopädietechniker machen. Auch Johannes Floors, der schnellste Mann weltweit auf Prothesen, ist Orthopädietechniker. Heinrich Popow* hat bei uns im Betrieb seine Ausbildung gemacht. 

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DHB: Und zwischen den Wettbewerben?
Ferger:
Da baue ich Alltags- und Sportprothesen, darauf sind wir spezialisiert. Unsere Kunden kommen aus ganz Deutschland. Außerdem bereiten Thomas Kipping und ich gerade die Firmenübergabe bis Mitte oder Ende 2027 vor.  

*ehemaliger Leichtathlet und Paralympics-Goldmedaillengewinner

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Text: / handwerksblatt.de

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