"Die Pandemie hat gezeigt: Nutzungsgemischte Städte mit vielfältigen Angeboten und innovativen Unternehmen vor Ort kommen besser durch die Krise", sagt Hans Peter Wollseifer.

"Die Pandemie hat gezeigt: Nutzungsgemischte Städte mit vielfältigen Angeboten und innovativen Unternehmen vor Ort kommen besser durch die Krise", sagt Hans Peter Wollseifer. (Foto: © madrabothair/123RF.com)

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Handwerksbetriebe sollen Innenstädte attraktiver machen

Handwerkspolitik

Die Innenstädte sollen attraktiver werden. Das Innenministerium hat dazu eine Strategie vorgelegt. Das Handwerk hofft auf nutzungsgemischte Städte und weniger Verdrängung der handwerklichen Betriebe.

Vielen Innenstädten geht es schlecht. Wenig Besucher, viele Geschäftsaufgaben, leere Ladenlokale. Schon vor der Corona-Krise fehlte es in vielen Innenstädten an Leben. Die Pandemie hat diesen Trend nur noch verstärkt. Jetzt will das Bundesinnenministerium (BMI) dafür sorgen, dass die Stadtzentren wieder attraktiver werden und hat dazu eine Innenstadtstrategie vorgelegt. Sie seien die Visitenkarten der Städte mit wirtschaftlicher Bedeutung. Sie erfüllten jedoch auch soziale, politische und kulturelle Funktionen, heißt es in dem 50-seitigen Papier. Schon vor Beginn der Pandemie sei eine Verdrängung verschiedener Wirtschaftsbereiche, darunter auch das Handwerk, durch Mietpreissteigerungen und Umnutzungen zu beobachten. Die Lage sei von Stadt zu Stadt differenziert zu betrachten, aber generell liegen Zukunftsperspektiven für Innenstädte laut Ministerium in Innenstädten durch Nutzungsmischung und hohe Aufenthaltsqualitäten.

Handwerksbetriebe müssen ausweichen

Hans Peter Wollseifer Foto: © ZDH/Boris TrenkelHans Peter Wollseifer Foto: © ZDH/Boris Trenkel

Das betont auch Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer: "Die Pandemie hat gezeigt: Nutzungsgemischte Städte mit vielfältigen Angeboten und innovativen Unternehmen vor Ort kommen besser durch die Krise." Handwerks- und Gewerbebetriebe in Innenstadtlagen hätten es in den vergangenen Jahren immer schwerer, sich dort zu halten. "Sie müssen zunehmend auf Randlagen ausweichen." Die Innenstadtstrategie des BMI wolle diesen Trend zurecht umkehren. "Bereits laufende Strukturwandlungs- und Verdrängungsprozesse bedrohen inhabergeführte Strukturen des Ladenhandwerkes und innerstädtische Werkstätten. Der mit dem Rückgang (…) von kleinen, häufig eigentümergeführten Betrieben verbundene Verlust an wohnortnaher Versorgung und Dienstleistung (…) reduziert die Vielschichtigkeit der Innenstädte", so die Analyse des Ministeriums.

Nutzungsmischung macht attraktiv

InnenstadtstrategieHier finden Sie das ausführliche Strategiepapier des Innenministeriums.Pandemiebedingt seien besonders "die persönlichen Dienstleister mit primärem Geschäft im Ladenlokal wie Friseure und Kosmetiker" besonders stark unter Druck geraten. Ähnliches gelte auch für das Lebensmittelhandwerk. Kultur- und Kunsthandwerk seien wegen der Schließung von Messen, Märkten, Ausstellungsflächen und Ladengeschäften und durch fehlende Touristen ebenfalls überdurchschnittlich von der Pandemie betroffen. In geringerem Umfang hätten auch innerstädtische gesundheitsbezogene Dienstleister mit den Folgen der Infektionswelle zu kämpfen. Lösungsansätze seien passgenau und lokalspezifisch anzulegen. Grundsätzliche Voraussetzungen für attraktive Innenstädte seien allerdings Nutzungsmischung, Funktionsvielfalt und hohe Aufenthaltsqualitäten.

Handwerk bietet Hilfe an

Die daraus resultierenden Empfehlungen des Ministeriums, wie die Umnutzung bestehender Leerstandsflächen zugunsten von Handwerks- und weiteren Gewerbebetrieben sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen, finden Wollseifers Zustimmung. "Kommunen, Länder und Bund sind aufgefordert, die Innenstädte und Ortsteilzentren als attraktive und vielfältige Orte für Lebensqualität, Bildung, Handwerk, Handel sowie weitere Gewerbebereiche zu stärken", fordert der Handwerkspräsident. Innenstädte mit Handwerkbetrieben, die die Energiewende und den Klimaschutz umsetzen, Dienste für moderne Mobilität und smarte Gebäudetechnik bieten, Reparaturen und persönliche Dienstleistungen durchführen, Baukultur erhalten oder hochwertige regionale Lebensmittel und Produkte herstellen, seien nachhaltig, attraktiv und zukunftsfähig.

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"Hier bietet der aktuell abnehmende Flächenbedarf des Einzelhandels Chancen, um mit Blick auf mehr Vielfalt und Krisenfestigkeit in den inneren Stadtbereichen neue Ideen umzusetzen." Das Handwerk stehe bereit, um sich mit Ideen und Initiativen in die Innenstadtentwicklung einzubringen.

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Text: / handwerksblatt.de