Unter 95 Bewerbungen aus dem gesamten Münsterland haben sechs im Finale des Innovationspreises Münsterland gesiegt. Zu den Preisträgern gehören die beiden Handwerksbetriebe Bear-Machines aus Heek und Zauberzeug aus Havixbeck. Weiterhin wurden bei der Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs die Münsteraner Firmen BASF Coatings, Pixel Photonics, Truion und Eucon Digital geehrt. In fünf Kategorien wurden ihre Innovationen auf dem maakwi Campus in Heek vor rund 300 Gästen ausgezeichnet. Der erstmals verliehene Sonderpreis "Transformationspreis Nachhaltigkeitswirkung" ging an Zauberzeug; der Maschinenbaubetrieb räumte damit gleich doppelt ab. "Einmal mehr zeigt der Innovationspreis, wie viel Erfindergeist in der Region steckt", sagte Klaus Ehling, Vorstand des Münsterland e.V. "Zudem wird in diesem Jahr besonders deutlich, dass Innovation und Nachhaltigkeit im Münsterland Hand in Hand gehen. Die ausgezeichneten Innovationen bergen allerhand Potenzial für die Zukunft."
Der Münsterland e.V. vergibt den Innovationspreis Münsterland alle zwei Jahre gemeinsam mit den Förderern des Wettbewerbs: den Sparkassen im Münsterland, der Provinzial Versicherung AG, der Westenergie AG und der Stadtwerke Münster GmbH. Unter dem Motto "Fortschritt. Innovativ. Gestalten. Das Münsterland denkt voraus." waren in diesem Jahr 15 Unternehmen in den Kategorien "Wirtschaft", "Wissenschaft trifft Wirtschaft", "Start-up", "Klein und pfiffig" und "Digitale Geschäftsmodelle" nominiert.
Unterschiedliche Preisträger
In der Kategorie "Wirtschaft" ging der Innovationspreis Münsterland an BASF Coatings. Mit ihrer Innovation "NovaFlex SharkSkin" hat sie die aus einer speziellen Rillenstruktur bestehende Haut eines Haifischs nachempfunden, um damit Oberflächen von Flugzeugen auszustatten. Wie beim Hai im Wasser reduziert sich der Strömungswiderstand so auch beim Flugzeug in der Luft – mit der Folge, dass es weniger Kerosin und CO2 ausstößt. Als "durch und durch bahnbrechende Innovation" lobte Sebastian Jurczyk, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Münster, die künstliche Haifischhaut in seiner Laudatio. "Das Unternehmen hat die Jury nicht nur mit der Umsetzung eines jahrzehntealten Vorhabens überzeugt, sondern auch mit dem Potenzial, das diese Innovation mit sich bringt. Überall, wo Strömungswiderstände reduziert werden sollen, ist der Einsatz der künstlichen Haifischhaut sinnvoll, zum Beispiel bei Windkraftanlagen."
Innovationspreis für Zauberzeug: Geschäftsführer Rodja Trappe (2. v. r.) und Joko Keuschnig (2. v. l., beide Zauberzeug) mit Laudator Dr. Christian Brandt und Laudatorin Dr. Therese Kirsch Foto: © Münsterland e. V./Philipp FöltingFür einen Wandel in der Landwirtschaft sorgen die Preisträger in der Kategorie "Wissenschaft trifft Wirtschaft": Zauberzeug hat in Kooperation mit dem Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde den autonomen und mobilen Agrar-Roboter "Feldfreund" erfunden, der Landwirte beim Jäten, Säen, Inspizieren, Bearbeiten, Analysieren und Ernten unterstützt. "Die Augen des Agrar-Roboters sind seine Kamera: Diese untersucht beim Jäten den Boden, identifiziert das Unkraut und rupft es entsprechend aus der Erde. Sein Einsatz spart mühevolle Handarbeit und vermeidet Pestizide", würdigte Laudator Dr. Christian Brandt, Generalbevollmächtigter IT der Provinzial Versicherung. "Und der intelligente Freund wächst mit seinen Aufgaben: Im Mittelpunkt der Innovation steht die Open-Source-KI der Steuerungssoftware, die kontinuierlich weiterentwickelt wird. Sie birgt Potenzial – für noch mehr Innovation."
Innovationen und Start-ups
Zwei erste Plätze vergab die Jury des Innovationspreises in der Kategorie "Start-up". Pixel Photonics überzeugte mit ihrer Innovation "WI-SNSPD", einer neuartigen Schlüsseltechnologie, hinter der sich wellenleitungsintegrierte supraleitende Nanodraht-Einzelphotonendetektoren verbergen. Damit sind einzelne Photonen – kleinste Lichtteilchen – zu erkennen, was zum Beispiel für bildgebende Verfahren oder Quantenkryptografie relevant ist. In der Kategorie "Start-up" beeindrucke die Kreativität und Innovationskraft der münsterländischen Unternehmen immer besonders – dafür sei der Preisträger Pixel Photonics eines der besten Beispiele. Eine Technologie zu entwickeln, die immense Fortschritte in der Gesundheitsversorgung, bei Diagnoseverfahren oder in der Datenübertragung und Kommunikationssicherheit ermögliche, sei mehr als preiswürdig, so Peter Scholz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost für die Sparkassen im Münsterland.
Als Menschen, die sich Paaren mit einem Kinderwunsch zur Seite stellen, verstehen sich die Gründer von Truion, die ebenfalls Preisträger in der Kategorie "Start-up" sind. Bei ihrer Innovation "CatFlux" handelt es sich um ein CE-gekennzeichnetes In-vitro-Diagnostikum, das dabei hilft, die Erfolgsaussichten einer Kinderwunschbehandlung zu optimieren. Das Diagnostikum untersucht CatSper, einen großen Proteinkomplex in den Spermien. Ein Defekt bedeutet, dass der Mann unfruchtbar ist. Unter dem Mikroskop zu erkennen war dies bislang jedoch nicht. "Mit ‚CatFlux‘, dem ersten diagnostischen CatSper-Test, ist Truion nach jahrelanger Forschungsarbeit eine Sensation gelungen", hob Laudator Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen, hervor. "Es ist ein entscheidender Beitrag zu einer erfolgreichen Reproduktion und spendet weltweit neue Zuversicht auf dem Weg zum Elternsein."
Stand der Technik auf neues Level gehoben
Innovationspreis für Bear-Machines: (v. r.) Vertriebspartner Josef Warmeling (axxcelerate), Bear-Machines-Gesellschafter Stephan Berendsen und Geschäftsführer Markus Niewerth (maakwi Energie & Umwelt Campus) mit Laudator Heinrich-Georg Krumme Foto: © Münsterland e. V./Philipp FöltingMit "Bear-Cut" war Bear-Machines in der Kategorie "Klein und pfiffig" erfolgreich. Damit Reifen von Nutzfahrzeugen möglichst lange laufen, werden sie nachprofiliert – das heißt, ihr Gummi wird von Hand nachgeschnitten und so die Profiltiefe wieder hergestellt. Die Lebenslaufzeit der Reifen erhöht sich dadurch um 25 Prozent, außerdem wird weniger Kraftstoff verbraucht. "Bear-Cut" ist die erste halbautomatische Reifennachschneidemaschine am Markt. "Sie verschmilzt geschickt Mechanik, Sensorik und Software miteinander, von mühsamer Handarbeit ist keine Rede mehr. Damit hebt Bear-Machines den Stand der Technik auf ein völlig neues Level. Die Jury lobt die Maschine als herausragende Innovation, auch mit Blick auf den enormen Beitrag zur Nachhaltigkeit", unterstrich Heinrich-Georg Krumme, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Westmünsterland für die Sparkassen im Münsterland, in seiner Laudatio.
Den ersten Platz in der Kategorie "Digitale Geschäftsmodelle" belegte Eucon Digital mit "SmartSustain". Statt händisch ermittelte Daten zu analysieren, extrahiert das auf KI basierte Tool die Daten aus Versorgerrechnungen und Energieausweisen automatisch und bereitet sie transparent auf. "Auf innovative Weise verarbeitet das Tool sämtliche relevante Verbrauchsdaten im Sinne eines Nachhaltigkeitsreportings", lobte Laudatorin Brigitte Vogt, Leiterin Marketing & Brand von Westenergie. Von den positiven Effekten habe nicht nur derjenige etwas, der eine Immobilie besitze. Auch die Kosten für Mieterinnen und Mieter reduzierten sich, wenn man dank ‚SmartSustain‘ den Durchblick behalte.
Preisgelder von jeweils 4.000 Euro
Über den "Transformationspreis Nachhaltigkeitswirkung" freute sich erneut Zauberzeug. Ihr "Feldfreund" überzeugte die Jury auch hinsichtlich des neuen Sonderpreises, der Innovationen mit transformativem Potenzial würdigt. "Mit seinem Potenzial, zu einem Wandel in der Landwirtschaft beizutragen, hat der ‚Feldfreund‘ die Jury sowohl mit Blick auf den Innovationsgrad, als auch mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit überzeugt", würdigte Dr. Therese Kirsch, Beraterin von "pfadwechsel – Agentur für nachhaltigen Wandel", in ihrer Laudatio. "Die Innovation kann wesentlich dazu beitragen, den ökologischen Landbau und speziell den Gemüseanbau voranzubringen." Der "Feldfreund" ermögliche pestizidfreie Unkrautbekämpfung in Zeiten eines hohen Arbeitskräftemangels. Weil Landwirte vergleichsweise wenig investieren müssten, mache das Gerät den heimischen Anbau wettbewerbsfähiger.
Alle ausgezeichneten Preisträger erhielten ein Preisgeld von 4.000 Euro sowie einen für das eigene Unternehmen produzierten Image- oder Produktfilm. Durch die Preisverleihung führte Moderatorin Eva-Maria Jazdzejewski. In einer kurzen Talkrunde tauschten sich Expertinnen und Experten über Innovationen und Nachhaltigkeit im Münsterland aus. Dr. Leon Windscheid redete über Künstliche Intelligenz.
Hintergrund: Innovationspreis Hintergrund Hier gibt es alle weiteren Informationen rund um den Innovationspreis Münsterland.
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Text:
Vera von Dietlein /
handwerksblatt.de
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