Handwerkskammer-Präsident Hans Hund

Handwerkskammer-Präsident Hans Hund (Foto: © Teamfoto Marquardt)

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Soforthilfe muss schnell ankommen

Schon Mitte März war die Hälfte aller Betriebe im Kammerbezirk Münster von den Folgen der Corona-Krise betroffen.

Die Handwerkskammer Münster schätzt, dass schon Mitte März gut die Hälfte aller 28.444 Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster direkt von der Corona-Krise beeinträchtigt waren. Das zeigt eine Blitzumfrage der Handwerkskammer, an der sich 1.198 Betriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region beteiligt haben. Von ihnen sagten 55 Prozent, dass die Krise sie selbst betreffe. Kammerpräsident Hans Hund betont, dass das heimische Handwerk hinter den ergriffenen Maßnahmen zur Verlangsamung der Virusausbreitung stehe, um Zeit zu gewinnen. Sein Appell richtet sich an die Betriebe, alle notwendigen Maßnahmen zu unterstützen und umzusetzen. Er betont aber auch, dass diese Einschnitte zahlreiche Unternehmen im mittelständisch geprägten Handwerk existenziell gefährdeten und direkte Zuschüsse nötig seien: Umsätze brächen weg, Kunden blieben aus, Lieferengpässe entstünden. Das von der Bundesregierung angekündigte Hilfspaket begrüßt Hund. Als Folge der Pandemie befürchten 59 Prozent der Befragten Liquiditätsengpässe, 53 Prozent Kurzarbeit, 46 Prozent einen erhöhten Kreditbedarf und 23 Prozent Personalabbau. 

Schnelle und unbürokratische Hilfe

Hans Hund: "Jetzt kommt es darauf an, dass die Soforthilfen schnell und unbürokratisch bei den Handwerksbetrieben ankommen. Es ist gut, dass nun auch Soloselbstständige einbezogen werden, die bislang unberücksichtigt blieben." Mit effektiv koordinierten Zuschüssen müssten die Betriebe in die Lage versetzt werden, ihren Zahlungsverpflichtungen weiterhin nachkommen zu können. Die Möglichkeiten zur Stundung von Steuerzahlungen und der Verzicht auf Vollstreckungsmaßnahmen sowie Säumniszuschläge gehörten ebenso dazu wie die Anpassung der Steuervorauszahlungen. Als weitere Werkzeuge zur Stabilisierung der Betriebe und deren Arbeitsplätzen schlägt Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz einen Anspruch auf ein vereinfachtes Kurzarbeitergeld für alle Handwerksunternehmen vor. "Die Zahlungsfähigkeit muss jetzt auch durch flexible Kredite, Darlehen und Bürgschaften gesichert werden."

Nachlassende Kundenanfragen besonders schlimm

In der Kammer-Blitzumfrage sehen sich die Betriebe am meisten betroffen von nachlassenden Kundenanfragen und Aufträgen: jeweils ein Drittel der Befragten in den drei Schweregraden "stark" bis "sehr stark", "gering" bis "mäßig" und "gar nicht" bis "sehr gering". Die "starke" und "sehr starke" Betroffenheit ist regional unterschiedlich ausgeprägt: Gelsenkirchen 50 Prozent, Kreis Recklinghausen 42 Prozent, Kreis Warendorf 32 Prozent, Bottrop 30 Prozent, Münster und Kreis Borken 29 Prozent, Kreise Coesfeld und Steinfurt 27 Prozent. Die nachlassende Kundennachfrage und damit Umsatzrückgänge spüren die privaten Dienstleister wie Friseure, Kosmetiker und Fotografen am deutlichsten von allen handwerklichen Gewerbegruppen. Es folgen das Nahrungsmittelgewerbe und das Kraftfahrzeuggewerbe. Am wenigsten betroffen ist das Bauhauptgewerbe. Über alle Branchen hinweg leiden unter Umsatzrückgängen 30 Prozent "stark" bis "sehr stark", 36 Prozent "gering" bis "mäßig", 34 Prozent "gar nicht" bis "sehr gering". Beschaffungsprobleme haben 45 Prozent "gar nicht" bis "sehr gering", 43 Prozent "gering" bis "mäßig", jedoch 11 Prozent "stark" bis "sehr stark". Noch ist der Personalnotstand bei 58 Prozent "sehr gering" bis "gering und bei 30 Prozent "gering" bis "mäßig". 12 Prozent spüren aber bereits einen "starken" bis "sehr starken" Personalnotstand.

 

Kommentar: Jetzt zusammenhalten "Keiner kann im Moment sagen, wohin die Reise geht und wie lange sie dauert. Zunächst hat es natürlich Priorität, dass sich möglichst wenig Menschen mit dem gefährlichen Virus infizieren. Daran können wir alle durch diszipliniertes Verhalten mitarbeiten. Dass im Zuge dieser Anstrengungen auch die Wirtschaft zu Boden geht, müssen wir in Kauf nehmen, wenn es um Menschenleben geht. Dennoch ist auch dieser Aufprall katastrophal. Als Unternehmer komme ich mir vor, als wären wir mit Hundert gegen eine Wand gefahren – Vollbremsung. So geht es wohl den allermeisten Betrieben in sämtlichen Bereichen. Wirtschaften ist wie ein Schwungrad, und wenn dieses zum Stillstand gekommen ist, braucht es einen enormen Kraftakt, um es wieder in Bewegung zu setzen. Die Krise erreichte zuerst vor allem die Persönlichen Dienstleister des Handwerks. Über zerrissene Lieferketten wird sie nach und nach auch die Branchen treffen, die eigentlich gerade beste Konjunkturaussichten hatten. Wir werden aus dieser Krise anders herausschlittern als wir hineingezogen worden sind. Jetzt kommt es darauf an, Mut und Stärke zu bewahren oder zu aktivieren, sich zu besinnen und weiterzumachen! Unsere Gesellschaft muss zusammenhalten und rückt jetzt zwar auf Distanz, aber versteht sich vielleicht mehr als bisher als Gemeinschaft. Mein Wunsch wäre, dass diese unerquickliche Entwicklung letztlich heilsame Folgen hat. Bleiben Sie gesund oder werden sie wieder ganz gesund! Das wünsche ich von Herzen. Gott schütze das ehrbare Handwerk." Hans Hund Präsident der Handwerkskammer Münster

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Text: / handwerksblatt.de

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