Handwerk

Der Dortmunder Kammer-Präsident Berthold Schröder erläutert die "Bremsklötze" der Konjunktur im Handwerk. Dazu zählt auch die wachsende Bürokratie für die Betriebe. (Foto: © Christoph Ledder)

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Personalsuche gestaltet sich schwierig

Eine Mehrheit der Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Dortmund hat Schwierigkeiten bei der Personalsuche. Das hat eine Sonderumfrage der Kammer im Rahmen der Konjunktur-Analyse ergeben.

Im Dortmunder Salon "Haarwerk" des Friseurmeisters Jörn Ulrich herrscht bereits in den frühen Morgenstunden rege Betriebsamkeit. Über mangelnde und unzufriedene Kunden kann sich der Handwerker nicht beklagen. Grund dafür sind auch seine zufriedenen und engagierten Mitarbeiter, denen Ulrich versucht, eine gute Work-Life-Balance zu ermöglichen. Auch flexible Stundenmodelle und regelmäßige Weiterbildungen sowie ein wertschätzender und offener Umgang gegenüber den Mitarbeitern tragen laut Ulrich dazu bei, das Personal langfristig an den Betrieb zu binden.

Allerdings haben 78 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk der Handwerkskammer Dortmund derzeit Probleme bei der Personalsuche. Bei 38 Prozent gibt es trotz intensiver Bemühungen offene Stellen. Das hat eine Sonderumfrage zur Fachkräftesituation im Rahmen der Konjunktur-Umfrage der HWK ergeben. 782 Unternehmen haben sich daran beteiligt. Das Ergebnis: In vielen Betrieben gibt es bislang keine wegeweisende Strategie zur Fachkräftegewinnung.

Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung

Auf die Frage, was unternommen werde, um sich als Arbeitgeber attraktiv zu präsentieren, fielen die Antworten unterschiedlich aus. Eine Mehrheit der Betriebsinhaber (60,4 Prozent) setzt auf eine moderne technische Ausstattung aller Mitarbeiter. Bei 49 Prozent der Betriebe existieren bereits familienfreundliche Maßnahmen. Bei rund 40 Prozent der Betriebe ist dies geplant. Weitere Maßnahmen, die bereits mehrheitlich von Unternehmen praktiziert werden, um die Attraktivität zu steigern sind:

  • Freiwillige übertarifliche Leistungen (50 Prozent)
  • Organisation und Durchführung von Teamevents (39,5 Prozent)
  • Berücksichtigung kultureller, persönlicher und altersbedingter Vielfalt der Mitarbeiter (35,1 Prozent)

 

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Soziale Netzwerke unerlässlich

Auch Friseurmeister Jörn Ulrich geht verschiedene Wege, um neue Fachkräfte zu gewinnen und zu erhalten. "Die meisten Schulabgänger, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, informieren sich über die sozialen Netzwerke über die jeweiligen Betriebe. Auch ich habe einen Facebook-Account, über den ich neue Produkte und Dienstleistungen vorstelle und über Aktuelles aus dem Betrieb selbst." Bezüglich der Aktivitäten auf Facebook vertraut er dabei voll und ganz auf eine seiner Mitarbeiterinnen, die ihn dazu überredet hat. "Die jungen Leute kennen die digitalen Trends besser als ich", sagt er. Auch über Trends im Friseurhandwerk selbst seien manche seiner jungen Angestellten manchmal besser informiert als er. Neben monatlichen Meetings nimmt er sich beispielsweise auch in Einzelgesprächen für seine Mitarbeiter Zeit und bietet ihnen daneben betriebliches Gesundheitsmanagement an.

Ulrich betont, dass er den Fortbildungswünschen seiner Belegschaft in den meisten Fällen nachkommt. Dabei geht er auch neue Wege. "An Onlineseminaren zu Produktneuheiten oder modernen Anwendungsmethoden kann das ganze Team unkompliziert abends im Salon oder auch von zu Hause aus teilnehmen", sagt Ulrich. Bislang hat er 15 junge Menschen in seinem Betrieb ausgebildet. Aktuell beschäftigt er drei Azubis.

 


 

Stimmung im Kammerbezirk positiv

Darüber hinaus sei die Stimmung im Handwerk des Kammerbezirks Dortmund positiv. 90 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage gut bis zufriedenstellend. 94 Prozent der befragten Betriebe rechnen die kommenden Monate mit einer guten Entwicklung. Bei Konjunkturindikatoren, wie beispielsweise Umsatz, Nachfrage oder Beschäftigtenzahl gab es grundsätzlich für mehr Betriebe Verbesserungen als Verschlechterungen.

Wie auch in den vergangenen Jahren gab es im Bau- und Ausbaugewerbe Spitzenwerte. Bei 95 Prozent der hier befragten Unternehmen ist die Lage gut bis zufriedenstellend. "Ein Grund dafür ist auch der hohe Bedarf am Wohnungsbau", so Kammer-Präsident Berthold Schröder.

Existenz von Konjunktur-Bremsklötzen

Auch bei den Nahrungsmittelhandwerken gab es ein leichtes Plus mit Blick auf die positive Beurteilung der Geschäftslage (plus ein Prozent). In der Branche sei es laut HWK der erste Zuwachs seit zwei Jahren. Die Geschäftslage bei den Handwerken für den Gewerblichen Bedarf ist dagegen rückläufig. Derzeit liegt sie bei 92 Prozent. Im Herbst 2017 waren es noch fünf Prozent mehr. Auch im Kfz-handwerk gibt es rückläufige Tendenzen. Zufrieden sind in den Kammerbezirk lediglich 83 Prozent der Unternehmen. Im Frühjahr 2017 waren es 87 Prozent. Die Diskussion um die Folgen möglicher Dieselfahrverbote hat der Branche laut Angaben der Kammer einen spürbaren Dämpfer versetzt.

Am schlechtesten laufen die Geschäfte derzeit bei den Gesundheitshandwerken. Aktuell sind nur 74 Prozent der Betriebe mit ihrer Lage zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren es 79 Prozent. Dennoch rechnen 95 Prozent der Betriebe mit einer Verbesserung für 2018. Obwohl Kammer-Präsident Schröder von einem Nichtabreißen der Hochkonjunktur spricht, nennt er einige "Bremsklötze". "An erster Stelle gilt das natürlich für den wachsenden Fachkräftemangel, aber auch zusätzliche Bürokratielasten, etwa die neue Gewerbeabfallverordnung oder die Datenschutz-Grundverordnung ab Ende Mai 2018 machen uns das Leben schwer", so Schröder.

Text: / handwerksblatt.de