Am 14. März wählt Rheinland-Pfalz einen neuen Landtag.

Am 14. März wählt Rheinland-Pfalz einen neuen Landtag. (Foto: © zloyel/123RF.com)

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Rheinland-Pfalz: Forderungen des Handwerks zur Landtagswahl

Handwerkspolitik

Die Präsidenten der vier Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz stellen ihren Katalog mit Forderungen zur Landtagswahl vor. Er trägt den Titel "Aufschwung und Erneuerung nach der Pandemie".

Am 14. März wählt Rheinland-Pfalz einen neuen Landtag und infolge vielleicht eine neue Landesregierung. Für das Handwerk geht es dabei nicht nur um die Bewältigung der Corona-Krise, sondern vor allem um die Zeit danach. Die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz hat daher unter dem Titel "Aufschwung und Erneuerung nach der Pandemie" zusammengefasst, welche Schwerpunkte gesetzt und welche Herausforderungen von der Landespolitik angegangen werden müssen, damit die 52.000 Handwerksbetriebe im Land auch nach der Corona-Krise weiter erfolgreich wirtschaften können.

Mitte Januar, knappe zwei Monate vor der Wahl, stellten die Präsidenten der vier Handwerkskammern das 20-seitige Papier der Öffentlichkeit vor. Im Großen und Ganzen habe das Handwerk die Krise bisher gut gemeistert, betont Kurt Krautscheid, Präsident der Kammer Koblenz und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern.

Ausgleichszahlungen gefordert

DownloadHier finden Sie den Forderungskatalog des Handwerks zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz.Noch sei man aber nicht in trockenen Tüchern, den viele Gewerke, wie zum Beispiel die Baubranchen, seien zwar nicht unmittelbar von den Auswirkungen der Pandemie betroffen, Krautscheid fürchtet aber, dass eine "mittelbare Betroffenheit" das Handwerk noch treffen werde. Den Betrieben, die aufgrund des Lockdowns bereits jetzt leiden, müsse schnell geholfen werden. "Wir sind keine Bittsteller", betont er. Den Betrieben, die zur Schließung gezwungen wurden, stehe eine Ausgleichszahlung zu.

Für die Zeit nach der Krise benötige das Handwerk bessere Rahmenbedingungen, so Krautscheid. Ein wichtiges Thema sei hier nach wie vor der Bürokratieabbau. Die Betriebe benötigten Luft, um sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren zu können, um "mit ein bisschen Tempo aus der Krise zu kommen".

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Nachwuchs- und Fachkräftemangel

Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, sorgt sich vor allem um den Nachwuchs. Das Handwerk und die duale Ausbildung böten große Chancen für Schülerinnen und Schüler. Aber diese müssten den jungen Menschen und deren Eltern besser aufgezeigt werden.

Die Handwerkskammern fordern daher unter anderem mehr digital gestützte Angebote zur beruflichen Orientierung und eine Ausweitung der verpflichtenden Praktikumstage auf alle Schularten. Vor allem müsse der bisher formlose Auftrag der beruflichen Orientierung an allen weiterführenden Schulen im Schulgesetz des Landes verankert werden. "Die Berufsorientierung braucht einen festen Platz im Stundenplan“, so Friese.

Ausbildungsstätten modern ausstatten

Auch bei der Ausbildungsreife der Schulabgänger sehe das Handwerk weiter Verbesserungsbedarf. Viele Schulabgänger zeigten Mängel in Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an Auszubildenden. Ein erfolgreicher Abschluss einer Ausbildung werde ohne die schulischen Grundlagen immer schwieriger, so Friese.

"Die duale Ausbildung ist unser schärfstes Schwert im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Dafür brauchen wir eine moderne Ausstattung der Berufsschulen und der handwerklichen Ausbildungsstätten", erinnerte Rudi Müller, Präsident der Handwerkskammer Trier. Aber auch die Abstimmung zwischen Berufsschulen und Berufsbildungszentren müsse verbessert werden, so Müller.

Auszubildende finanziell entlasten

Gerade die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung, die oft vergessene dritte Säule der dualen Ausbildung und Garant für Qualität, stelle einen großen Kostenfaktor für die Betriebe dar. Die Handwerkskammern fordern daher eine Drittelfinanzierung, bei der sich der Bund, das Land und die Ausbildungsbetriebe die Kosten teilen.

Auch die Auszubildenden selbst müssten finanziell entlastet werden, um die duale Ausbildung attraktiver zu machen. Ein großer Kostenpunkt sei der Weg zum Ausbildungsbetrieb und in die Berufsschule. Das Handwerk fordere daher ein vergünstigtes Azubiticket für den ÖPNV in ganz Rheinland-Pfalz, so Müller.

Breitbandausbau vorantreiben

"Sicher gibt es Leuchtturmprojekte, aber wir müssen die breite Masse erreichen", warnt Dirk Fischer, Präsident der Handwerkskammer der Pfalz, vor Symbolpolitik beim Thema Digitale Transformation. Das Handwerk von heute sei digital, aber es fehle oftmals an der notwendigen Infrastruktur. Man benötige einen flächendeckenden Breitbandausbau im Gigabit-Bereich und eine schnelle Einführung des 5G-Standards, so Fischer.

Des Weiteren müssten die Förderprogramme des Landes verstärkt auf kleinere und mittlere Betriebe ausgerichtet werden, um die Digitale Transformation im Handwerk voranzutreiben. Oft seien die geforderten Mindestinvestitionsvolumen so hoch, dass sich Handwerksbetriebe nicht für eine Förderung qualifizieren könnten.

Kooperation mit Hochschulen

Die Handwerksbetriebe im Land beschäftigten zum größten Teil unter zehn Mitarbeiter, erinnerte Fischer. "Sie sind meist nicht in der Lage, Forschung zu betreiben oder digitale Produkte serienreif zu entwickeln. Wir wünschen uns daher Hilfe bei der Kooperation mit Hochschulen und praxisnahen Forschungsinstituten."

Text: / handwerksblatt.de

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