Sarah Steemers widmet sich in ihrer Papierwerkstatt der Buchbinderei und der künstlerischen Papiergestaltung.

Sarah Steemers widmet sich in ihrer Papierwerkstatt der Buchbinderei und der künstlerischen Papiergestaltung. (Foto: © privat)

Vorlesen:

Frauenpower im brandenburgischen Handwerk

Die Zahl der Frauen, die Handwerksbetriebe führen, steigt. In Brandenburg hat fast jedes vierte Handwerksunternehmen eine Chefin. Viele von ihnen engagieren sich im Ehrenamt, vor allem auch für die Nachwuchsgewinnung.

Der Internationale Frauentag am 8. März wird gern zum Anlass genommen, um eine Zwischenbilanz zu ziehen, inwieweit Frauen in verschiedensten Wirtschaftszweigen Führungspositionen einnehmen. Blickt man dabei auf das brandenburgische Handwerk, trifft man häufig auf Frauen, die als Inhaberin, Gesellschafterin, Vorständin oder Geschäftsführerin fungieren. Und das beileibe nicht nur in den "typischen Frauendomänen", wie etwa in Friseursalons oder Kosmetikstudios.

Corina Reifenstein etwa ist Kennern der politischen und wirtschaftlichen Szene in Brandenburg schon länger ein Begriff. Die gelernte Baufacharbeiterin und studierte Diplom-Ingenieurin führt seit knapp 14 Jahren als Geschäftsführende Gesellschafterin – gemeinsam mit ihrem Ehemann Bert Reifenstein – die Terpe Bau GmbH in Spremberg. Ein Handwerksbetrieb, der zahlreiche Bauprojekte in der Region realisiert hat, darüber hinaus aber auch in Mecklenburg und sogar auf Mallorca. Im Ehrenamt wirkt Corina Reifenstein als Präsidentin der HWK Cottbus und verhandelt in dieser Funktion nicht selten mit führenden brandenburgischen Politikern.

Dörte Thie, Inhaberin des Dental-Studios Dörte Thie in Blankenfelde-Mahlow, gehört ebenso zu den weithin sichtbaren weiblichen Gesichtern des märkischen Handwerks. Sie engagiert sich neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit als ehrenamtliche Vizepräsidentin der Handwerkskammer Potsdam als Obermeisterin im Vorstand der Mitteldeutschen Zahntechniker-Innung und weiteren diversen Gremien des Handwerks mit. Gegenüber der Politik ist sie nie um klare Worte verlegen. In einem Interview mit einer Tageszeitung sagte sie: "Ich möchte keine Bundeskanzlerin sein (...). Dennoch, wenn ich Bundeskanzlerin wäre, würde ich zunächst die Bürokratie eindämmen. Soviel Zeit und Kraft fließt in oft unsinnige bürokratische Tätigkeiten, die wir sehr gut für andere Dinge einsetzen könnten."

Engagierte Interessenvertretung

Zu den Frauen, die die Innungstätigkeit im Land Brandenburg prägen, zählt auch Mandy Rechenberger. Die Kosmetikerin betreibt nicht nur ihren Meisterbetrieb "Angel Face" in Zeuthen, sondern engagiert sich als Obermeisterin der Kosmetiker-Innung Land Brandenburg und sorgte speziell in den harten Corona-Zeiten dafür, dass die Politik die Sorgen und Nöte der von monatelangen Schließungen betroffenen Kosmetik-Salons zur Kenntnis nahm.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vor zwei Jahren rückte Anett Wahl ins Scheinwerferlicht. Die Inhaberin und Geschäftsführerin der Bäckerei & Konditorei Wahl GmbH mit über 40 Filialen und über 230 Mitarbeitern wurde 2022 "Unternehmerin des Landes Brandenburg". Sie hat alle Abläufe in der Bäckerei von der Pike auf gelernt und den Familienbetrieb 2017 übernommen. Neben ihren Produkten stellt sie seither auch die Verarbeitungsprozesse auf den Prüfstand. Sie setzt konsequent auf Digitalisierung – beginnend bei der Personaleinsatzplanung und der GPS-Steuerung des Fuhrparks bis hin zur vernetzten Backstube.

Kreativität und Erfahrung

Sandy Fredrich, kaufmännische Vorständin der HSW Heizung und Sanitär Woltersdorf Foto: © Loreen DrewesSandy Fredrich, kaufmännische Vorständin der HSW Heizung und Sanitär Woltersdorf Foto: © Loreen Drewes

Bereits mehr als 30 Jahre ist Sandy Fredrich im Heizungs- und Sanitärhandwerk aktiv. In Wendezeiten machte sie eine Umschulung und erlernte den Beruf der Bürokauffrau. Ihr Praktikum absolvierte sie in der HSW Heizung und Sanitär Woltersdorf e. G. Ein Glücksfall – für beide Seiten. Sandy Fredrich durchlief im Betrieb viele Bereiche, avancierte zunächst zur Kundendienstleiterin und ist heute kaufmännische Vorständin. In dieser Funktion muss sie unter anderem dafür Sorge tragen, dass kontinuierlich Aufträge akquiriert und realisiert werden, um die 68 Beschäftigten in Lohn und Brot zu halten. Keine leichte Aufgabe angesichts des aktuell zu verzeichnenden starken Einbruchs der Bauwirtschaft.

Auch nach drei Jahrzehnten ist der Reiz der nicht selten etwas rauen Branche für Sandy Fredrich nicht verflogen. Im Gegenteil: "Ich finde diese Kombination einzigartig – den engen Kontakt zu unseren Kunden auf der einen Seite, also die soziale Komponente. Und auf der anderen Seite die ständigen technischen Neuerungen, die es in unserem Metier gibt. Und wie unsere Jungs am Ende aus der anspruchsvollen Technik und dem Material ein tolles Produkt erschaffen."

Von der Restauratorin zur Papierkünstlerin

Noch am Beginn ihrer unternehmerischen Laufbahn steht Sarah Steemers, die in Beelitz-Heilstätten ihre "Papierwerkstatt am Wasserturm" betreibt. Für die studierte Restauratorin, die auch buchbinderische Techniken erlernte, ist Papier Leidenschaft und Medium zugleich. Neben der Restaurierung von Büchern, Urkunden und mittelalterlichen Handschriften produziert sie in ihrer Werkstatt seit September 2023 Unikate rund um die Buchbinderei und praktiziert kunstvolle Papiergestaltung.

Unterstützung auf dem Weg ins handwerkliche Tagesgeschäft erhielt sie neben ihrer Familie auch von der Handwerkskammer Potsdam. Die Beratung umfasste die Analyse der persönlichen und unternehmerischen Situation sowie der geplanten Gründung und der angebotenen Leistungen. Schon jetzt fühlt sich Sarah Steemers "beruflich angekommen". In dem inspirierenden Ambiente ihrer Werkstatt in Beelitz-Heilstätten kann sie sich darauf fokussieren, ihre Kreativität in der Arbeit mit dem Medium Papier auszudrücken.

Von der Floristin zur Konditormeisterin

Katja Grünler-Erchinger, Geschäftsführerin der Grünlers Backstuben GmbH Katja Grünler-Erchinger, Geschäftsführerin der Grünlers Backstuben GmbH

Kreativität war und ist auch der Antrieb für Katja Grünler-Erchinger. Und das gleich im doppelten Sinne. Bereits in der Schulzeit schlug ihr Herz für die Floristik. Doch vor 20 Jahren hängte sie den erlernten Beruf als Floristin an den Nagel, um Konditorin zu werden, und schob auch gleich noch den Meister hinterher. Ihren Betrieb in Oranienburg gründete mit 24 Jahren. Sie investierte laufend in die Modernisierung und Vergrößerung ihres Betriebes. Im Jahr 2018 ermöglichten es ihr Zuschüsse der Investitionsbank des Landes Brandenburg, direkt neben ihrer Hauptfiliale eine neue Produktionsstrecke aufzubauen.

Heute beschäftigt sie insgesamt 32 Mitarbeiter und bildet Bäcker- und Konditorennachwuchs aus. Ihre Entscheidung, ins Konditorhandwerk zu wechseln, hat Katja Grünler-Erchinger bis heute nicht bereut. Sie gibt dem Handwerk viel zurück und engagiert sich ehrenamtlich: Als Prüferin im Gesellen- und im Meisterprüfungsausschuss bei den Konditoren in der Handwerkskammer.

DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: