Jürgen Kroos ist im Dezember von der Vollversammlung der Handwerkskammer Münster zum Präsidenten gewählt worden. Er setzt auf Kommunikation und Kooperation.
DHB: Herr Kroos, warum Handwerk?
Kroos: Handwerk ist für mich faszinierend, weil es ab Ausbildungsbeginn so viele unterschiedliche berufliche Laufbahnen und Karrieren ermöglicht. Ich bin dafür ein Beispiel. Auf den Tag genau 25 Jahre vor meiner Amtseinführung als Präsident der Handwerkskammer habe ich am gleichen Ort, im HBZ Münster, meine Meisterprüfung im Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk abgelegt. Damals hätte ich nie gedacht, dass ich einmal als Präsident dort stehen würde. Aber das zeigt, was das Handwerk ausmacht: Hier können Karrieren wachsen, hier kann man mit anderen zusammenarbeiten und hier wird die Basis für die Zukunft gelegt. Egal woher man kommt, mit dem Willen für sich und andere etwas zu bewegen, bietet das Handwerk große Chancen.
DHB: Was bedeutet für Sie »Ehrenamt«?
Kroos: Ehrenamtliches Engagement ist für mich eine Selbstverständlichkeit und gehört zu meinem Alltag als Unternehmer. Ich engagiere mich seit vielen Jahren als stellvertretender Obermeister der Kraftfahrzeuginnung, erst in Münster und jetzt in Coesfeld. Seit zwölf Jahren bin ich in Gremien der Handwerkskammer Münster aktiv, bin derzeit Mitglied im Vorstand des Verbandes des Kfz-Gewerbes Nordrhein-Westfalen und setze mich als Rotarier für gesellschaftliche Zwecke ein. Mit ehrenamtlichen Aufgaben habe ich täglich zu tun, besonders als Präsident.
DHB: Was treibt Sie dabei an?
Kroos: In Sachen Ehrenamt bin ich Aktivist: Wenn man etwas Gutes tun kann, sollte man es
tun. Wenn man etwas verändern will, muss man an den möglichen Stellschrauben drehen und den Zugang zur Politik nutzen. Und das macht auch Freude.
DHB: Haben Sie einen Grundsatz, der Sie leitet?
Kroos: Ja – Tradition und Zukunft gehören zusammen. Als zehnter Präsident der Handwerkskammer seit ihrer Gründung im Jahr 1900 fühle ich mich sowohl der Bewahrung als auch dem Wandel verpflichtet. Tradition gibt uns Halt, aber es ist der Wandel, der uns voranbringt.
DHB: Was hat Sie an der ehrenamtlichen Spitzenposition bei der HWK gereizt?
Kroos: Ich möchte gern daran mitarbeiten, die Bedingungen für das Handwerk zu verbessern und die Interessen unserer Wirtschaftsgruppe im Dialog mit den politischen Instanzen einzubringen – direkt mit Ansprechpartnern und Abgeordneten unserer Regionen und indirekt über unsere Dachverbände auf der Landes- und Bundesebene. Meine Einstellung ist, dass wir die großen Aufgaben, die vor uns liegen, nur gemeinsam, als Team, meistern. In meiner Rolle an der ehrenamtlichen Spitze der Handwerkskammer sehe ich mich als Teil eines größeren Ganzen. Die Zusammenarbeit mit Ehrenamtsträgern und den hauptamtlichen Kräften der Handwerkskammer, aber auch bei Kreishandwerkerschaften und Innungen im Kammerbezirk finde ich spannend. Auch da erlebt man, dass das Handwerk eine höchst interessante Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe ist.
DHB: Welchen Tipp geben Sie Handwerkerinnen und Handwerkern, die überlegen, ob sie sich über ihren Beruf hinaus, auch ehrenamtlich engagieren könnten?
Kroos: Den Unternehmerinnen und Unternehmern kann ich aus Erfahrung sagen, dass sich ehrenamtliches Engagement in Prüfungsausschüssen von Innungen und bei der HWK auch positiv auf die Personalentwicklung im eigenen Betrieb auswirkt. Man bekommt viele wertvolle Impulse mit, die auch den Betrieb voranbringen. Das wäre ein guter Einstieg. Vielleicht gewinnt man dann auch Lust, im Vorstand einer Innung mitzuarbeiten. Außerdem, so meine ich, sollte man sich auch immer vergegenwärtigen, wieso man beruflich selbst soweit gekommen ist. Da waren andere, die einen aus- und weitergebildet, die einem das Know-how und das handwerkliche Können vermittelt haben. Ich sehe darin eine Verpflichtung, all das auch an die nachfolgende Generation weiterzugeben, so wie es im Handwerk gute Tradition hat.
DHB: Was sind Ihre Ziele für die klassischen ersten hundert Tage im Amt?
Kroos: Mir ist es ein Anliegen, die Zusammenarbeit und Kommunikation weiter zu stärken. Innerhalb unserer Kammergremien, mit unseren Partnern in der Region sowie auf Landes- und Bundesebene will ich die Verbindung und den Austausch suchen. 2025 ist ja auch ein besonderes Jahr: Wir begehen das 125. Jubiläum. Das ist ein guter Anlass, den Nutzen der Handwerkskammer als Selbstverwaltungsorganisation erneut ins Bewusstsein zu bringen.
DHB: Ihre Amtszeit wird bis Dezember 2029 dauern. Was wäre dann idealerweise anders als jetzt?
Kroos: Meine Vision ist es, dass unsere Mitgliedsbetriebe die Handwerkskammer noch stärker als ihr Servicezentrum wahrnehmen – als einen Ort, der sie unterstützt, fördert und voranbringt. Gleichzeitig möchte ich, dass wir in der Politik und Gesellschaft eine noch kraftvollere Stimme werden. Das Handwerk muss mehr gehört werden. Die Digitalisierung – Stichworte Künstliche Intelligenz –, Fachkräftegewinnung und die Notwendigkeit von mehr Nachhaltigkeit bedeuten Herausforderungen. Die Handwerkskammer ist bei deren Bewältigung Partnerin der Betriebe. Das bedeutet, sie muss sich auch selbst ständig weiterentwickeln. Ein Höhepunkt wäre natürlich die Inbetriebnahme unseres modernisierten und erweiterten Bildungszentrums in 2029.
DHB: Was wünschen Sie sich von der Politik?
Kroos: Erstens die gesetzliche Festschreibung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Hier ist schon viel passiert, wir sind aber immer noch nicht da, wo wir hinwollen. Zweitens stabile politische Verhältnisse. Drittens, dass nach der Bundestagswahl auf den Tacho geguckt wird und die politische Gestaltungskraft schnell Fahrt aufnimmt. Wir müssen zügig aus dem Stillstand raus.
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Text:
Vera von Dietlein /
handwerksblatt.de
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