Die Situation auf dem Wohnungsbau ist so schlecht wie zuletzt vor zehn Jahren. Bauverbände fordern Impulse, zum Beispiel indem die Landesbauordnungen wie zuletzt in Niedersachsen abgespeckt werden.

Die Situation auf dem Wohnungsbau ist so schlecht wie zuletzt vor zehn Jahren. Bauverbände fordern Impulse, zum Beispiel indem die Landesbauordnungen wie zuletzt in Niedersachsen abgespeckt werden. (Foto: © ahfotobox/123RF.com)

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Hohe Zinsen, strenge Regeln: Der Wohnungsbau bricht weiter ein

Betriebsführung

Der Wohnungsbau in Deutschland bricht weiter ein. Im Juni wurden 19 Prozent Baugenehmigungen weniger erteilt als vor einem Jahr. Das Baugewerbe spricht von einem Fiasko und fordert vom Bund, den Ländern und Kommunen Unterstützung.

Die Abwärtsspirale im Wohnungsbau findet kein Ende. Im Juni 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17.600 Wohnungen genehmigt. Laut Statistischem Bundesamt waren das 19 Prozent oder 4.100 Baugenehmigungen weniger als im Juni 2023. Im Vergleich zum Juni 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 42,1 Prozent (12.800 Wohnungen weniger). Im ersten Halbjahr 2024 wurden 106.700 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,1 Prozent oder 28.500 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum.

Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) spricht angesichts der Zahlen von einem Fiasko. "So ein schlechtes Niveau gab es zuletzt vor gut zehn Jahren. Und es ist ein kontinuierlicher Rückgang seit nunmehr 26 Monaten", sagt ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa.

ZDB-Chef: "Bundesregierung sollte mehr in den Wohnungsbau investieren"

Als Hauptursache nennt der Verband "zu schwache Impulse durch die Bundesregierung". Pakleppa: "Vor allem wegen hoher Bauzinsen und strenger Energieanforderungen ist das Bauen für viele unerschwinglich geworden beziehungsweise es rentiert sich einfach nicht mehr." Zwei Drittel aller Wohnungen in Deutschland würden private Bauherren bauen.

"Gerade sie sind angesichts der schwierigen Finanzierungsbedingungen mehr denn je auf die Förderung des EH 55-Standards angewiesen und hoffen nun schon lange auf bessere Zinssätze sowie attraktivere Förderungen. Die Bundesregierung sollte sich endlich zu ihren eigenen Zielen bekennen und mehr in den Wohnungsbau investieren", fordert der Verbandschef.

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Das Beispiel Niedersachsen als Blaupause nehmen

Der ZDB ruft auch die Länder und Kommunen zur Belebung des Wohnungsbaus auf - über die Landesbauordnungen. Als Beispiel nennt der Verband Niedersachsen. Dort wurde zum 1. Juli 2024 die Landesbauordnung novelliert und abgespeckt. Die Änderungen erleichtern den Umbau von Bestandsgebäuden und beschleunigen den Neubau. 

Pakleppa: "Grenzabstände wurden reduziert, wodurch Gebäude größer gebaut werden können. Auch die Pflicht, beim Wohnungsbau gleichzeitig Autostellplätze zu schaffen, fällt weg. Zudem sind die Möglichkeiten zum Dachgeschossausbau oder zur Aufstockung einfacher geworden. Könnten wir in allen 16 Bundesländern so bauen, würden auch wieder mehr bezahlbare Wohnungen entstehen."

Wohnungsmangel in Ballungszentren  

Der Verband der Bauindustrie befürchtet, dass sich durch den zweistelligen Rückgang der Wohnungsmangel in Ballungsgebieten und ihrem Umland zementiere. Halte die aktuelle Genehmigungsflaute an, würde im Jahr 2024 mit rund 45.000 Wohnungen in Ein-und Zweifamilienhäusern der bisherige Tiefpunkt des Jahres 2008 um die Hälfte unterboten, so Verbandschef Tim-Oliver Müller. Auch die Bauindustrie verweist auf das Beispiel Niedersachsen und die dortige positive Änderung der Landesbauordnung.

Quellen: ZDB; Destatis; Bauindustrie

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Text: / handwerksblatt.de

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