NRW-Handwerk: Konjunkturlage sehr unterschiedlich
Die wirtschaftliche Situation der Betriebe bleibt auch in der fünften Corona-Welle branchenübergreifend sehr differenziert. Ingesamt erwartet das NRW-Handwerk moderate Umsatzsteigerungen.
Die Konjunkturlage des nordrhein-westfälischen Handwerks zu Jahreswende sei von "unterschiedlichen Faktoren" geprägt, berichtete NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert bei der Pressekonferenz von Handwerk.NRW zur wirtschaftlichen Lage des Handwerks zur Jahreswende. Coronabedingt hätten Kosmetiker, Friseure, Fotografen, Maßschneider oder die Lebensmittelhandwerke starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Vielen Betrieben drohe "bald die Puste auszugehen".
Andere Betriebe stünden vor strukturellen Problemen. "Ich nenne hier die Lieferketten- und Materialprobleme, die gerade Betriebe des Ausbaugewerbes oder Handwerke für den gewerblichen Bedarf belasten", sagte Ehltert. Im Karftfahrzeuggewerbe seien "komplexe Veränderungen der Marktstrukturen und des Mobilitätsverhaltens" eine Herausforderung. Demgegeüber stehe das handwerkliche Baugewerbe mit "hoher Nachfrage, hoher Auslastung, großem Fachkräftebedarf und leider auch stark steigenden Preisen".
Gefahr für die Konjunktur
Andreas Ehlert Foto: © Hans-Jürgen BauerFür das vergangene Jahr erwartet das Handwerk ein Umsatzplus von rund zwei Prozent. Für das laufende Jahr rechnet es mit einem Wachstum von 3,5 Prozent. Die derzeit hohe Inflation drohe daraus aber ein Nullsummenspiel zu machen. "Auf der anderen Seite erschwert nach wie vor bestehende Niedrigzinspolitik und die hohe Staatsverschuldung die Vorsorge und Vermögensbildung der Menschen." Das sei eine gefährliche Mischung und gefährde auch eine konjunkturelle Erholung.
"Die Beschäftgung im Handwerk hat sich im vergangenen Jahr nicht gut entwickelt", erklärte Ehlert. Sie sei etwa um einen halben Prozentpunkt rückläufig. Das dämpfe die Erwartungen für 2022. "Das Handwerk könnte viel, viel mehr Fachkräfte einstellen, wenn sie denn auf dem Markt verfügbar wären." Der Fachkräftemangel bleibe die größte Wachtumsbremse des Handwwerks. "Für mehr Klimaschutz müssen wir viel mehr konkrete Maßnahmen in den Bereichen Gebäude, Energie oder Mobilität umsetzen als bislang. Dafür brauchen wir keine Mundwerker, sondern Handwerker, die anpacken."
Handwerk holt in der Ausbildung auf
Erfreulich sei die gestiegene Zahl der Handwerksbatriebe im Land um etwa 1.000. Ein dynamisches Gründungsgeschehehen gebe es besonders bei den zulassungsfreien Berufen wie den Fotografen, Kosmetikern und auch entgegen dem Trend der letzten Jahre den Fleischern. Die Betriebszahlen bei den Berufen, die seit 2020 wieder in der Meisterpflicht sind, ging die Zahl "erwartungsgemäß" zurück. In puncto Ausbildung zeigte sich Ehlert zuversichtlich, dass das Handwerk im Jahr 2021 "kräftig aufholen" konnte. Darauf deuteten vorläufige Erhebungen der Kammern.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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