Berthold Schröder (l.) und Karl-Josef Laumann im Rampenlicht. Das Round-Table-Gespräch in Dortmund wurde live im Internet übertragen.

Berthold Schröder (l.) und Karl-Josef Laumann im Rampenlicht. Das Round-Table-Gespräch in Dortmund wurde live im Internet übertragen. (Foto: © HWK Dortmund / Andreas Buck)

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"Das Handwerk muss sexy wirken"

Handwerkspolitik

Bei einem Round-Table-Gespräch in der Handwerkskammer Dortmund sprachen NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und weitere Gäste über das Thema Fachkräftesicherung.

Handwerk live – eigentlich besuchen unter diesem Motto Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft Betriebe aus unterschiedlichen Gewerken im Rahmen einer Rundfahrt durch den Bezirk der Handwerkskammer Dortmund. Aber Corona zwang die Kammer zum Umdenken. So stand in diesem Jahr ein Round-Table-Gespräch statt einer Rundfahrt auf dem Plan.

Thema war Fachkräftesicherung in Corona-Zeiten. Es gebe einen deutlichen Bewerberrückgang, berichtete Berthold Schröder. Im Sommer lag der bei 19 Prozent, so der Präsident der Kammer Dortmund. Allerdings sei es gelungen, auch über neue, digitale Wege junge Menschen anzusprechen, sodass der Rückstand aktuell nur noch bei elf Prozent liegt.

Nach der Krise ist vor der Krise

Schröder rechnet damit, dass das Handwerk es nach der Corona-Krise wieder mit einer Fachkräftekrise zu tun bekomme. "Uns fehlen die Leute nach wie vor." Die Ausbildungsbereitschaft sei aber ungebrochen. Um mehr Menschen für das Handwerk zu gewinnen werde schon viel getan, aber an vielen Stellen müsse auch noch nachgelegt werden.

Der Kammerpräsident sprach von größeren Anstrengungen in den Betrieben dafür zu sorgen, dass sich junge Menschen dort auch "emotional wohlfühlen", um eine "Klebewirkung" zu erzielen. Ein wichtiger Baustein seien auch die überbetrieblichen Bildungsstätten. Es sei wichtig, sie auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, um das Handwerk attraktiver zu machen.

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Lobby machen für die handwerklichen Berufe

Fachkräftemangel war vor der Corona-Krise das ganz große Thema und werde es auch nach der Krise wieder sein, stimmte NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zu. "Wir werden alles tun, um bis Januar noch möglichst viele für die duale Ausbildung zu gewinnen." Es sei eine richtige Entscheidung, Nachvermittlungen zu ermöglichen und allen jungen Menschen, die bis Ende Januar in eine Ausbildung einsteigen, das erste Lehrjahr ohne Zeitverlust anzurechnen.

So konnten noch viele Ausbildungsverträge abgeschlossen werden, um den derzeitigen Rückstand aufzuholen. Generell gebe es bei der nachwachsenden Generation Akzeptanzprobleme für die Berufe des Handwerks. "Wir müssen weiter Lobby machen für die spannende Welt der handwerklichen Berufe."

 

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Abiturienten und Frauen als Zielgruppe

Der Trend, dass immer mehr junge Menschen die Schule mit Abitur abschließen sei nicht mehr umzukehren. Deswegen sei es eine wichtige Baustelle, auch Abiturienten für das Handwerk zu interessieren und darüber hinaus auch mehr Frauen in typischen Männerberufen.

Laumann riet den Unternehmern, sich so zu präsentieren, dass ihr Betrieb und ihr Beruf auf junge Menschen sexy wirkt. Das Programm "Kein Abschluss ohne Anschluss" (KAoA) sei ein gutes Modell. Es sei aber wichtig, es auch weiter zu verbessern: "Die Grundidee von KAoA ist klasse, aber ob jeder Durchführungsweg von KAoA schon der Weisheit letzter Schluss ist, darüber müssen wir auch weiter im Dialog bleiben."

Zu wenig Berührungspunkte

Es gebe heute kaum noch Berührungspunkte der jungen Generation mit dem Handwerk, sagte Christian Sprenger, Kreishandwerksmeister für Dortmund und Lünen sowie Inhaber der Walter Viet Stahl- & Metallbau GmbH. "Da müssten wir ansetzen und fragen, wie können wir denn Handwerk früher in die Köpfe der Jugendlichen reinbringen." Seine Kreishandwerkerschaft versuche das mit einem Malwettbewerb, bei dem Kindergartenkinder sich ein Bild vom Handwerk machen sollen, um es danach zu Papier zu bringen.

Jugendliche müssten von den Betrieben auf Augenhöhe angesprochen werden. Die Ansprache sollte dabei idealerweise von den eigenen Azubis erfolgen. Ein Problem sei aber auch die "Schieflage" bei der Wertigkeit der beruflichen im Vergleich mit der akademischen Bildung.

Ausbildungsmarkt im Verzug

Der Ausbildungsmarkt sei acht Wochen in Verzug, weil er zu Beginn der Corona-Krise runtergefahren wurde. "Deswegen gehe auch davon aus, dass wir auch jetzt noch Jugendliche in Ausbildungen vermitteln können", erklärte Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund. Derzeit herrsche eine große Verunsicherung bei den jungen Menschen, auch weil viele Veranstaltung zur Berufsorientierung ausfallen mussten.

Ihr Vorschlag: "Wenn wir die Auszubildenden gewinnen könnten, sich den Schülern im Abschlussjahrganggang oder im Jahr davor anzunehmen und zu begleiten, dann hätten wir einfach eine andere Ansprache." An die Unternehmen appellierte sie, Jugendlichen auch jetzt noch einen Einstieg in den Beruf zu ermöglichen.

Text: / handwerksblatt.de

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