Das Arbeits- und Wirtschaftsleben aufrechterhalten
Bei der Vollversammlung des WHKT sprach Staatssekretär Christoph Dammermann über wirtschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen während der Corona-Krise.
Die Corona-Krise ist noch lange nicht vorbei. Im Gegenteil, sie hat sich in den vergangenen Wochen noch einmal dramatisch zugespitzt. Hans Hund zeichnete in seinem Bericht zur Lage des Handwerks bei der virtuellen Vollversammlung des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT) ein ernstes Bild. Das nordrhein-westfälische Handwerk begrüße die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen für einen zweiten, abgeschwächten Lockdown, fordert aber gleichzeitig staatliche Hilfe für unverschuldet in Not geratene Betriebe und Soloselbstständige. "Viele stehen vor dem wirtschaftlichen Ruin", so der WHKT-Präsident.
Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen dürfe nicht durch die Pandemie-Maßnahmen beeinträchtigt werden. "Das Arbeits- und Wirtschaftsleben muss aufrechterhalten werden", forderte Hund. Für den Weg aus der Krise sei die Ausbildungsleistung des Handwerks eine entscheidende Grundlage. "Wir müssen uns gerade jetzt um die Fachkräfte von morgen kümmern, wenn wir als Volkswirtschaft auch nach der Krise leistungsfähig bleiben wollen." Der knappe Fachkräftenachwuchs werde spätestens nach der Krise wieder zu einem großen Problem.
Digitalisierungsprämie gefordert
Nach ganz oben auf die politische Agenda gehöre die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, betonte Hund. "Einige Schritte in die richtige Richtung konnten wir in den vergangenen Jahren gehen, weitere Schritte müssen noch folgen." Außerdem müsse die Zukunftsfähigkeit der handwerklichen Ausbildung weiter gestärkt werden, sodass junge Menschen die Chancen im Handwerk erkennen und ergreifen. Dazu gehöre der Ausbau der Bildungszentren zu Leuchttürmen für handwerkliche und technologische Zukunft und die weitere Digitalisierung nicht nur in der Ausbildung, sondern auch im gesamten Handwerk.
Der WHKT setze sich für eine Digitalisierungsprämie für kleinere Betriebe ein. Sie könne einen "Modernisierungsschub" bringen. Derzeit gebe es eine "echte Lücke" bei der Förderung kleiner Unternehmen. Beim Thema Nachhaltigkeit müsse sich das Handwerk besser aufstellen, um seine Kompetenz in diesem Bereich stärker in die Wahrnehmung der Politik und Gesellschaft zu rücken. Ein weiterer Punkt sei das Ehrenamt, so Hund. "Die Zukunft unseres Erfolgsmodells der wirtschaftlichen Selbstverwaltung hängt entscheidend davon ab, ob es uns auch weiterhin gelingt, genug ehrenamtliches Engagement für die Sache des Handwerks zu mobilisieren."
Bürokratieabbau als Daueraufgabe
Der Politiker im Dialog war bei dieser Vollversammlung Christoph Dammermann. Die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung sei gekennzeichnet durch Transformation in verschiedenen Bereichen, erklärte der Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium. Dazu gehöre zum Bespiel die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Es gehe aber auch um die unkompliziertere Organisation des Staates, kurz: den Bürokratieabbau. Dammermann verwies auf das 48-Punkte-Programm, das die Landesregierung in den Bundesrat eingebracht hat. "Wir sind durchaus stolz auf das, was wir unter dem Stichwort Entfesselung schon geschafft haben, aber wir sind weit von dem Gedanken entfernt, dass wir da schon an einer Art von Ende angekommen wären." Das bleibe eine Daueraufgabe.
Wichtig sei auch alles rund um das Thema Digitalisierung. Die Landesregierung wolle nicht entscheiden, in welchen Geschäftsfeldern sich Chancen ergeben, "sondern wir wollen Plattformen bieten, die dann als Geschäftschancen von Unternehmerinnen und Unternehmen genutzt werden sollen". Dammermann hofft hier auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Handwerk. Eine sehr ernste Entwicklung sehe er mit Blick auf die Corona-Pandemie. Nun sei abzuwägen, welche Maßnahmen helfen können und welche Dinge eingeschränkt werden müssen. "Drei Dinge wollen wir so lange wie möglich offenhalten: Kindergärten, Schulen und die Wirtschaft. Wir versuchen, wo es eben geht, die Regelungsdichte zu verkleinern."
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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