Berlin Intern: Es braucht einen positiven Zukunftsentwurf
ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer beschäftigt sich in seiner Kolumne mit den Wechselwirkungen von Handwerk, Politik und Gesellschaft. Sein Standpunkt: Das Handwerk ist Gestalter und Problemlöser – die Politik sollte das auch sein.
Bei der Bundestagswahl im September entscheidet sich, wer unser Land in den kommenden Jahren steuert – und wohin. Von der künftigen Bundesregierung wird nicht nur abhängen, wie wir nach Corona zügig wieder in eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Normalität zurückfinden. Sondern die künftige Regierung sehe ich in der Verantwortung, einen positiven Zukunftsentwurf für unser Land und unsere Betriebe zu erarbeiten und mit entsprechenden politischen Weichenstellungen zu versehen, damit wir zukunftsfest aufgestellt sind: beim Klimaschutz, der Energiepolitik, der Steuer- und Finanzpolitik, bei den sozialen Sicherungssystemen.
Die großen Zukunftsfelder liegen auf der Hand: Wir brauchen mehr Wettbewerbsfähigkeit für die deutsche Wirtschaft, mehr Wachstum, wir brauchen starke Regionen, soziale Sicherung und dabei Generationengerechtigkeit, wir müssen bei der Digitalisierung endlich das aufholen, was wir in den vergangenen Jahren versäumt haben, und wir müssen das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz mit noch wesentlich größerer Anstrengung voranbringen. Das Handwerk ist Gestalter und Problemlöser – die Politik sollte das auch sein.
Starke Wirtschaft unabdingbar
Nachhaltiges Wirtschaften und Leben wird zukunftsentscheidend sein. Dabei wird es aber wichtig sein, Wege zu finden, die Klimaschutz und wirtschaftlichen Erfolg gleichermaßen ermöglichen. Für das Handwerk ist klar: Nur mit einer starken Wirtschaft werden wir in der Lage sein, die Klimaschutzherausforderung zu finanzieren und zu bewältigen. Es gilt, technologieoffen Lösungen zu finden, bei denen Klimaschutz und Wirtschaftserfolg im Einklang sind. Dass wir dieses Problem unabdingbar angehen müssen, damit uns unsere Lebensgrundlagen nicht unter den Füßen entzogen werden, das haben die Menschen in den Flutgebieten in den vergangenen Wochen schmerzlich erfahren müssen.
In den kommenden Jahren braucht es eine Politik, die unsere Betriebe entlastet und stärkt: Steuern müssen zu verkraften sein, Sozialbeiträge nicht weiter ansteigen und Bürokratie darf unsere Betriebe nicht erdrücken. Nur so sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, ermöglichen den Beschäftigten ein auskömmliches Nettoeinkommen und setzen Impulse für mehr Beschäftigung und Ausbildung. Und nur so werden wir auch die finanziellen Ressourcen haben, um den Klimaschutz voranzubringen. Klare Erwartungen hat das Handwerk auch beim Thema Digitalisierung. Hier muss die künftige Bundesregierung zügig Versäumnisse aufholen. Dazu gehört etwa die Versorgung mit schnellem Internet, eine umfassende Digitalisierung staatlicher Verwaltungen und Genehmigungsprozesse sowie das Sorgetragen für einen fairen Datenzugang auch kleiner und mittlerer Betriebe.
Keine Zukunftssicherung ohne Fachkräfte
A und O allen handwerklichen Schaffens wird sein, dass es ausreichend Fachkräfte gibt. Nur so wird sich der Wohlstand und die Wirtschaftskraft unseres Landes auch in der Zukunft sichern lassen. Für alle Zukunftsaufgaben brauchen wir Handwerkerinnen und Handwerker. Daher muss die Politik ihren Fokus noch stärker auf die berufliche Ausbildung lenken und dieser eine auch finanzielle Wertschätzung entgegenbringen, die der des akademischen Bereiches gleichwertig ist. Wir brauchen leistungsfähige Bildungsstätten, mehr digitale Bildungsangebote und eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.
Foto: © Hans Peter WollseiferFachkräftesicherung im Handwerk ist Zukunftssicherung für unser Land und unsere Betriebe.
Text:
Hans Peter Wollseifer /
handwerksblatt.de
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