Baugewerbe: Geschäftslage gut, Erwartungen zurückhaltend
Die Betriebe des Baugewerbes melden in der Frühjahrsumfrage des ZDB eine gute Geschäftslage. Die Erwartungen für die Zukunft fallen aber angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie eher verhalten aus.
Über 80 Prozent der Unternehmen des Baugewerbes bewerten ihre Geschäftslage als gut (45 Prozent) oder befriedigend (36 Prozent). 19 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als schlecht. Das hat die Frühjahrsumfrage des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB) ergeben. Der Verband sieht darin ein positives Ergebnis, das besonders durch die Unternehmen im Wohnungsbau und Ausbau beeinflusst wurde.
Mehr als 70 Prozent der im Wohnungsbau tätige und 60 Prozent der im Ausbau tätigen Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gut. Unter den überwiegend im Wirtschaftsbau, Straßenbau oder öffentlichen Hochbau tätigen Unternehmen sind das jeweils nicht einmal 30 Prozent.
Geschäftserwartungen verhalten
Felix Pakleppa Foto: © ZDBDeutlich skeptischer beurteilen Unternehmen aller Bausparten die Geschäftserwartungen der kommenden Monate. Fast 20 Prozent sehen eine Verschlechterung der Situation; zwei Drittel gehen von einer stabilen Baukonjunktur aus; und nur 14 Prozent erwarten eine weitere Verbesserung.
"Unsere Mitgliedsunternehmen melden eine solide Auftragslage. Ihre Geschäftserwartungen beurteilen sie hingegen deutlich verhaltener. Folge der globalen Corona-Pandemie sind Lieferschwierigkeiten bei verschiedenen insbesondere global gehandelten Baumaterialien“, so der Hauptgeschäftsführer des ZDB, Felix Pakleppa.
Mehr Wohnungen als 2019
Die aktuelle Auftragslage im Wohnungsbau und im Ausbau wird überwiegend als gut wahrgenommen. Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage im Wohnungsbau bisher nicht negativ beeinflusst. "Wer in Homeoffice arbeiten kann, sucht jetzt eher ein Eigenheim mit guter Verkehrsanbindung", sagt Pakleppa.
Rund 9.500 Wohnungen wurden 2020 in Wohngebäuden mehr genehmigt als 2019, davon liegen ca. 6.500 in Ein- oder Zweifamilienhäusern. Daher erwarten die Unternehmen in 2021 auch ein Umsatzwachstum. Die stabil hohe Nachfrage im Wohnungsbau und die verbesserten Rahmenbedingungen für Sanierungen stützen diese Geschäftsfelder.
Lage der Kommunalhaushalte prekär
Im öffentlichen Hoch- und Straßenbau sind es hingegen nur jeweils 21 Prozent der Unternehmen, die ihre Auftragslage als gut bewerten. Dies passt zu der Einschätzung der Unternehmen zum Investitionsverhalten der Kommunen: Fast 57 Prozent sehen ein schwächeres Investitionsverhalten als im Vorjahr.
Pakleppa: "Die Lage der Kommunalhaushalte ist und bleibt prekär. Auch wenn das Konjunkturpaket 2020 stützend gewirkt hat, bleibt die Investitionsneigung der Kommunen fragil. Es braucht daher einen zweiten Rettungsschirm für die Kommunalfinanzen mindestens für 2021 und 2022. Auch der Bund selbst bleibt in seiner Eigenschaft als Auftraggeber aufgefordert, die geplanten Investitionen in die Infrastruktur aufrecht zu erhalten.“
Betriebe im öffentlichen Bau skeptisch
Daher gingen die Unternehmen hier auch von einer negativen Umsatzentwicklung im laufenden Jahr aus. Für den öffentlichen Bau sehen nur 13 Prozent der Unternehmen Steigerungen im Straßenbau, etwa 60 Prozent rechnen dagegen mit Rückgängen. Auch im Wirtschaftsbau sehen weniger als 30 Prozent der Unternehmen eine gute Auftragslage.
Den Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten bei Material nennen zwei Dritteln der Unternehmer als Behinderungsgründe der Bautätigkeit. Während der Fachkräftemangel schon länger beklagt wird, sei die mangelnde Materialverfügbarkeit, besonders global gehandelter Rohstoffe wie Stahl und Erdölprodukte, ein Ergebnis der aktuellen Corona-Pandemie.
Lehrstellen bleiben unbesetzt
Die Betriebe wollen den Beschäftigungsaufbau fortsetzen. Gut 22 Prozent der Unternehmen planen, Personal einzustellen. "Der Beschäftigungsaufbau in der Bauwirtschaft hält mittlerweile schon 13 Jahre an. Im Jahr 2009 verfügte das Bauhauptgewerbe noch über rund 700.000 Beschäftigte. In 2020 waren es fast 893.000 Beschäftigte. Für 2021 erwarten wir das Erreichen der Marke von 900.000 Beschäftigten,“ berichtet Pakleppa. "Darüber hinaus möchten mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen mehr ausbilden, was allerdings nicht immer gelingt. Knapp die Hälfte der Unternehmen meldet freie Lehrstellen."
Quelle: ZDB
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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