Halbleitermangel: EU-Kommission will mehr Chips in Europa herstellen
Die EU-Kommission will mehr Unabhängigkeit im Bereich der Halbleitertechnologien. Sie will den Marktanteil der EU verdoppeln und hat dazu ein neues Gesetz vorgeschlagen. Über 40 Milliarden Euro sollen mobilisiert werden, um die Produktion zu steigern.
Ende des vergangenen Jahres schlug der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe Alarm: Der Halbleitermangel spitze sich immer mehr zu und führe zu großen Problemen. Auch jetzt noch sind die Lieferketten weltweit gestört und das Kraftfahrzeuggewerbe ist beileibe nicht die einzige Branche, die betroffen ist. Die Chipkrise macht zum Beispiel auch Maschinenbauunternehmen, Herstellern von Medizingeräten und der Entertainmentindustrie zu schaffen – gleichwohl trifft es die Autobranche in Deutschland und auch auf europäischer Ebene besonders hart.
Die Europäische Kommission schätzt den Marktanteil Europas am globalen Halbleitermarkt auf etwa zehn Prozent, wobei es zu großen Teilen auf Lieferanten aus Drittländern angewiesen sei. Diesen Marktanteil will sie nun bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent steigern und dazu mehr als 43 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen mobilisieren. Mit dem "Europäischen Chip-Gesetz" will sie dazu die "erforderlichen Instrumente, Kompetenzen und technologischen Fähigkeiten" aufbauen.
Neue Marktchancen schaffen
"Das Europäische Chip-Gesetz wird die globale Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Binnenmarkts verändern. Kurzfristig wird es unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Krisen erhöhen, indem wir Störungen der Lieferkette antizipieren und vermeiden können. Mittelfristig wird es Europa zu einer führenden Position in dieser strategisch wichtigen Branche verhelfen“, sagt die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. So sollen drohende Produktionsstillstände vieler europäischer Branchen wegen zu Neige gehender Chipreserven langfristig vermieden und gleichzeit neue Marktchancen geschaffen werden.
Der derzeitige Halbleitermangel sei ein systemisches Problem, das kurzfristig nicht zu lösen sei. Das Gesetz biete aber der Kommission und den Mitgliedstaaten kurzfristig die Möglichkeit, schnell Maßnahmen zur Überwindung der Krise auf den Weg zu bringen. Mittelfristig soll es die Expansion und Innovationen in der gesamten Wertschöpfungskette fördern, um so für eine größere Versorgungssicherheit zu sorgen. Langfristig soll Europa die technologische Führungsposition übernehmen.
Elf Milliarden Euro bis 2030
Konkret will die Kommission mit der Initiative "Chips für Europa" die Kapazitäten der EU für Forschung, Entwicklung und Innovation im Bereich Halbleitertechnik stärken. Bis zum Jahr 2030 will sie dafür elf Milliarden Euro bereitstellen und damit weitere private Investitionen auslösen. Zusätzlich sollen Fachkräfte ausgebildet werden, die nötig sind, um den geplanten Produktionschub umzusetzen. Es soll mehr Geld in neue moderne Produktionsanlagen fließen. Beschleunigte Genehmigungen, vorrangiger Zugang zu Pilotanlagen und gegebenenfalls angepasste Regeln für staatliche Beihilfen sollen als Anreize dafür dienen.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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