Klimaschutz mit Wasserstoff
Beim Klimaschutz sollen Wasserstofftechnologien eine wichtige Rolle spielen. Das Handwerk ist sowohl als Nutzer, Dienstleister und als Produzent betroffen.
Deutschland soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein. Das hat die Bundesregierung mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes in diesem Sommer beschlossen und damit das Ziel fünf Jahre vorgezogen. Schon bis 2030 sollen die Emissionen von Treibhausgasen um 65 Prozent im Vergleich mit 1990 sinken. Mit einem Mix an Maßnahmen und Programmen, die sich durch alle Politikbereiche ziehen, sollen die Klimaschutzziele erreicht werden. Ein Baustein ist die Nationale Wasserstoffstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums, die die Regierung Mitte Juni 2020 verabschiedet hatte. Das Ziel: die Etablierung von Wasserstoff als Dekarbonisierungsoption mit bezahlbarer und nachhaltiger Erzeugung. So soll er zu einer Schlüsseltechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität werden.
Angestrebte Maßnahmen (insgesamt gibt es 38) sind die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff auch mit einer Befreiung von der EEG-Umlage, Ausschreibungsmodelle für die Herstellung und Förderungen in verschiedenen Bereichen (Elektrolyseure, Wasserstoff- und Tankinfrastruktur, Technologieumstellung, wasserstoffbasierte Klimaschutzprojekte, Anschaffung von Brennstoffzellenheizgeräten). Hinzu kommen eine Forschungsoffensive, die unterschiedliche Forschungsansätze zu Wasserstoff-Schlüsseltechnologien bündelt, und der Auf- und Ausbau von Energiepartnerschaften mit Export- und Importländern.
ZDH fordert Technologieoffenheit
HintergrundLesen Sie hier mehr zur Nationalen Wasserstoffstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums und den Green Deal der EU-Kommission.Auf europäischer Ebene will die EU-Kommission im Rahmen des Green Deals (Ziel hier: Klimaneutralität der EU bis 2050) mit ihrer Wasserstoffstrategie die Dekarbonisierung von Industrie, Verkehr, Stromerzeugung und Gebäuden unterstützen. Mit Investitionen, Regulierung, Schaffung von Märkten sowie Forschung und Innovation will sie das vorhandene Potenzial ausschöpfen. "Vorrangiges Ziel ist die Entwicklung von erneuerbarem Wasserstoff, der hauptsächlich mithilfe von Wind- und Sonnenenergie erzeugt wird", erklärt die Kommission. Der Übergang soll bis 2050 in drei Stufen erfolgen (2020 bis 2024: Erzeugung von bis zu einer Million Tonnen Wasserstoff, 2025 bis 2030: zehn Millionen Tonnen, 2030 bis 2050: Einsatz der Technologie in allen Sektoren, in denen die Dekarbonisierung schwierig ist). Die Kommission will dazu die erforderliche Infrastruktur, Logistik und Investitionen fördern.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) pocht in seinem Positionspapier zum Thema Wasserstoff auf Technologieoffenheit und handwerksgerechte Rahmenbedingungen bei allen Technologien. Denn: Bei derzeitigem Forschungsstand sei noch nicht geklärt, welche Technologie sich in welchen Feldern durchsetzen kann. Gleichwohl könne die Anwendung von Wasserstofftechnologien nach Einschätzung des ZDH einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. "Das Handwerk ist bereits jetzt und noch vermehrt in Zukunft von diesen Entwicklungen in vielfältiger Weise als Nutzer, Dienstleister, Produzent und Beteiligter an zahlreichen ökonomischen und technologischen Prozessen betroffen“, so der Verband. Schnittstellen gebe es sowohl in Richtung Privatkunden als auch zur Industrie.
Handwerk als Multiplikator
Der ZDH identifiziert vor allem acht Berufsgruppen des Handwerks, in denen Wasserstofftechnologie eine besonders wichtige Rolle spielen kann: das Elektrohandwerk (Gebäudetechnik), Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk (Heizungstechnologie), Schornsteinfegerhandwerk (Kontrollaufgaben, Effizienzchecks), Kraftfahrzeughandwerk (Verkauf, Wartung, Reparatur von Brennstoffzellenfahrzeugen), Bauhandwerk (Antrieb schwerer Nutzfahrzeuge, Verwendung klimaneutral erzeugter Baustoffe), Landmaschinentechnikerhandwerk (Antrieb Landmaschinen), Metallhandwerk (Prozessenergie und chemische Prozesse, Verwendung von klimaneutral erzeugtem Stahl).
Das Handwerk sei "entscheidender Multiplikator und Umsetzer einer künftigen Wasserstoffwirtschaft", so der ZDH. In der deutschen und auch der europäischen Wasserstoffstrategie sei deshalb das Handwerk unbedingt als Akteur in der Wasserstoffwirtschaft einzubeziehen. "Rahmenbedingungen, Fördermaßnahmen sowie die Schaffung und Zugänglichkeit von Infrastruktur-, Beratungs- und Bildungsangeboten wie auch zur anwendungsnahen Forschung sind deshalb von Anfang an mittelstandsgerecht und dezentral auszugestalten." Neben der Etablierung des Wasserstoffs in der Industrie gelte es auch, handwerksrelevante Anwendungsfelder zu erschließen und mit angemessenen Ressourcen auszustatten.
KMU besonders unterstützen
Vor allem für kleine und mittlere Betriebe gebe es Innovationshürden, sie seien besonders bei der Implementierung der Wasserstofftechnik zu unterstützen, fordert der ZDH."Für die Betriebe ist sowohl als Nutzer, Servicedienstleister als auch als Erzeuger ein gleichberechtigter Zugang zu den Techniken zu ermöglichen." Eine Förderung der Brennstoffzellentechnik im Mobilitäts- und Gebäudebereich müsse bei "dauerhaft planungssicherer Gleichstellung der Förderungen mit anderen klimaschonenden Technologien" langfristig angelegt werden. Öffentlich gefördert werden müsse auch der Ausbau gewerkeübergreifender Bildungs- und Kompetenzstrukturen für die Wasserstofftechnik. Bildungszentren bräuchten finanzielle Hilfe für die entsprechende Ausstattung. Schließlich müsse das Handwerk einen "gleichwertigen Zugang" zu Wasserstoff-Ressourcen und den verbundenen Infrastrukturen ohne Benachteiligung erhalten.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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