Direktversicherung: Geschädigte gründen Verein

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Geschädigte gründen Verein

Auf handwerksblatt.de treffen täglich wütende Kommentare der Betroffenen ein, jetzt haben die Betroffenen einen eigenen Verein der Direktversicherungsgeschädigten gegründet.

So wollen sie ihre Interessen gegenüber den politischen Parteien und Sozialgerichten besser vertreten. Rund sechseinhalb Millionen Arbeitnehmer fühlen sich von der Politik getäuscht und um Teile ihrer Altersvorsorge betrogen. In Hofheim am Taunus gründeten nun mehr als vierzig dieser Betroffenen den Verein "Direktversicherungsgeschädigte e.V.". Zuvor waren sie in einer eher losen Interessengemeinschaft organisiert, die aufgrund der vielen hundert Neuzugänge in diesem Jahr auf über 750 Mitglieder angewachsen war und damit an ihre Grenzen gestoßen sei.

Zum Vorsitzenden des siebenköpfigen Vorstands wurde Gerhard Kieseheuer gewählt. In den vier Arbeitsgemeinschaften "Altersvorsorge", "Politik", "Klagen" sowie "Presse- und Medienarbeit" will der Verein zukünftig seine Kräfte bündeln und verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Der Verein betreibt unter der Adresse www.dvg-ev.org eine eigene Website und informiert dort über Neuigkeiten und geplante Aktionen.

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"Höchst fragwürdiges Gesetz"

"Sechseinhalb Millionen Direktversicherte potenzieren sich über Familienangehörige, Verwandte und Bekannte zu einem riesigen Wählerpotenzial. Wir wollen mit unseren Aktionen und Aktivitäten diese Menschen erreichen und mit ihnen zusammen für ihr Recht kämpfen", erklärte Vorstandsvorsitzender Kieseheuer: "Es kann nicht sein, dass die Politik durch ein höchst fragwürdiges Gesetz das Vertrauen in die betriebliche Altersvorsorge zerstört, nur um Engpässe in den Sozialversicherungskassen zu stopfen, die den Versicherten seit 2004 jedes Jahr rund 2,5 Milliarden Euro kosten."

Gleichzeitig würden Politiker aller Parteien nicht müde, die Menschen aufzufordern, fürs Alter vorzusorgen. Diesen Widerspruch verstünden viele nicht mehr, so Kieseheuer, denn angesichts sinkender Altersrenten würden zunehmend mehr Rentner im Alter vor großen finanziellen Herausforderungen stehen.

Hintergrund

"Zur Kasse, bitte": Unter dieser Überschrift schreibt das Deutsche Handwerksblatt vor drei Ausgaben erneut über den Ärger, der um das Thema Direktversicherung tobt. Die Reaktion ist überwältigend: Eine Welle von Leserkommentaren ergießt sich auf handwerksblatt.de, die meisten Schreiber haben eines gemeinsam: eine große Wut über das Unrecht, das ihnen widerfahren ist. Denn wer eine Direktversicherung zur Altersvorsorge abgeschlossen hat, muss bei der Ausschüttung Sozialbeiträge zahlen – Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. Von der einst vereinbarten Auszahlungssumme bleibt so wenig übrig. Das entsprechende Gesetz trat 2004 in Kraft, zahlen müssen aber auch alle, die vor 2004 ihren Vertrag abgeschlossen haben. Sie haben dadurch teils Tausende von Euro verloren und sie machen ihrem Zorn darüber im Internet Luft. Da ist von "kalter Enteignung" die Rede, von einer "Sauerei", "Abzocke" und "Betrug". Kein zweites Thema wird derart häufig auf handwerksblatt.de angeklickt oder ist mit mehreren Hundert Kommentaren versehen.

In einer E-Mail bedankt sich Leser Egbert Lohrmann für die Berichterstattung, die der Interessengemeinschaft der Geschädigten wirklich geholfen habe: "Wir konnten den ignoranten Politikern die zahlreichen Kommentare Betroffener vielfach weiterleiten." An die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und ihren Nachfolger Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) schreibt er: "Das Handwerksblatt wird von hart arbeitenden Bürgern gelesen und die Erfahrungen, die Altgesellen an ihre Azubis und jungen Kollegen weitergeben, werden beachtet." Lohrmann geht noch weiter: Er hat jetzt Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Dortmund gestellt.

Text: / handwerksblatt.de