Bürokratie bremst Investitionen aus und schreckt potenzielle Gründer und Nachfolger ab. Der Sparkassen- und Giroverband fordert eine Wirtschaftspolitik, die den Mittelstand stärker in den Fokus stellt.

Bürokratie bremst Investitionen aus und schreckt potenzielle Gründer und Nachfolger ab. Der Sparkassen- und Giroverband fordert eine Wirtschaftspolitik, die den Mittelstand stärker in den Fokus stellt. (Foto: © jat306/123RF.com)

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Sparkassen-Präsident Reuter: Mehr Investitionen, weniger Bürokratie

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Der Mittelstand hält sich trotz hoher Belastungen stabil. Es brauche aber dringend Investitionen – auch mit privatem Kapital – und einen neuen Gründergeist, so der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Wie sind die Aussichten?

Trotz hoher Energiepreise, zunehmendem Fachkräftemangel, steigenden Lohnkosten und den Herausforderungen der Digitalisierung bleibt der deutsche Mittelstand eine zentrale Stütze der Wirtschaft. Dies geht aus einer aktuellen Analyse des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) hervor.

Dr. Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands Foto: © DSGVDr. Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands Foto: © DSGV

Die finanzielle Lage des Mittelstands sei nach wie vor stabil, meldet der DSGV. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote liegt stabil bei 37 Prozent, was für die Robustheit des Mittelstandes spreche, der gut durch die Krisen gekommen sei.

Doch steigende Personalkosten (zuletzt plus sieben Prozent), hohe Energie- und Materialkosten würden den Unternehmen zunehmend die Luft zum Atmen nehmen. "Das Fundament, auf dem unser Wohlstand ruht, gerät unter Druck", erklärte DSGV-Präsident Ulrich Reuter. Der Mittelstand sollte stärker im Fokus der Wirtschaftspolitik stehen, da auch der Fachkräftemangel zunehmend zum Problem werde. Der Mittelstand müsse "gehegt und gepflegt werden", so Reuter.

Denn: "Drei von vier Unternehmen können steigende Energiekosten nicht ohne weiteres an ihre Kundschaft weitergeben." Das schwäche die Umsatzrenditen in einigen Branchen. Besonders betroffen seien der Hochbau und energieintensive Branchen.

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Für 2024 bis 2026 seien die Wachstumsaussichten insgesamt aber positiv. Besonders für Branchen wie IT, Gesundheit, Sport, persönliche Dienstleistungen und Erholung. "Auch im Tiefbau und beim Ausbau der Wärmenetze, Stromtrassen und Breitbandleitungen, sehen wir positive Entwicklungen", so der Verbandspräsident vor der Presse. Die Aufgaben seien lösbar, wenn der Gründergeist wieder entfacht wird. "Heute stehen elf Arbeitnehmer einer selbständigen Person gegenüber, vor zehn Jahren war es noch ein Verhältnis von neun zu eins. Der Unternehmergeist lässt nach. Es ist deshalb entscheidend, dass wir die Gründungskultur in Deutschland wieder stärken."

Privates Kapital mobilisieren

Um den wirtschaftlichen Erfolg der mittelständischen Unternehmen langfristig zu sichern, erwartet der Sparkassen- und Giroverband mehr Investitionen in die Infrastruktur - in eine effizientere digitale Verwaltung, in gut ausgebaute Bahntrassen und Wasserstraßen, leistungsfähigere Stromnetze und flächendecke Breitbandnetze.

"Deutschland und Europa könnten den Rückstand auf die USA und China nur aufholen, wenn wirtschaftliches Wachstum im Mittelpunkt der politischen Agenda steht", betont der DSGV-Präsident. Alle Investitionen könnten aber nicht allein von öffentlichen Haushalten getragen werden. Das sei "völlig ausgeschlossen". Dafür sei die Aufgabe zu groß. Entscheidend sei daher jetzt die Mobilisierung von privatem Kapital. "Hier können Sparkassen eine entscheidende Rolle spielen, indem sie privates Kapital mobilisieren."  

Bürokratiewahnsinn: Warnhinweise vom Metzger

Metzgereien klagen über viel zu viel Bürokratie. Foto: © Ingo LammertMetzgereien klagen über viel zu viel Bürokratie. Foto: © Ingo Lammert

Für die die Zukunft Europas sei es entscheidend, dass Unternehmen investieren wollen und auch können. Dazu brauche es Steuererleichterungen für Unternehmen und einen "entschlossenen Bürokratieabbau". "Der Würgegriff der Bürokratie muss gelockert werden, um den Unternehmen Freiräume zu schaffen", so DSGV-Präsident Reuter. Im Durchschnitt verbringe ein Selbstständiger einen Tag in der Woche mit Bürokratie.

Reuter führt ein Beispiel aus dem Fleischerhandwerk an: "Metzgereien müssen mit einem Warnhinweis auf Selbstverständlichkeit aufmerksam machen müssen. Zum Beispiel, dass Kunden das Hackfleisch vor dem Essen erhitzen müssen. Außer Mett und Tatar darf man Hackfleisch nicht roh essen, das weiß doch jeder. Aber wer einen solchen Hinweis liest fragt sich, ob etwas mit dem Produkt nicht stimmt - und mit der Bürokratie."

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Text: / handwerksblatt.de

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