"Mein Berufswunsch war schnell klar"
Nur wenige Frauen im Saarland erlernen derzeit den Beruf der Elektronikerin. Lisa-Marie Wolfanger ist eine von ihnen und spricht im Interview darüber.
Lisa-Marie Wolfanger (18) wohnt in Schiffweiler-Landsweiler und erlernt im zweiten Lehrjahr den Handwerksberuf Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik. Ihr Ausbildungsbetrieb ist die Montum Elektrotechnik GmbH in Schiffweiler, die zur Montum-Gruppe gehört. Die angehende Gesellin engagiert sich ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Landsweiler-Reden. Außerdem ist sie Ausbildungsbotschafterin bei der Handwerksammer. In Schulen oder bei Veranstaltungen stellt sie Schülerinnen und Schülern ihren Beruf vor.
DHB: Frau Wolfanger, warum möchten Sie Elektronikerin werden?
Lisa-Marie Wolfanger: Mein Vater ist Maler und Lackierer, einer meiner Großväter war Elektromeister und Ausbilder, ich habe das Handwerk von klein auf erlebt. Das prägt und deshalb war mein Berufswunsch relativ schnell klar. Über die Berufsberatung der Agentur für Arbeit bin ich dann auf den Beruf der Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik aufmerksam geworden.
DHB: Wie ist die Entscheidung für den Ausbildungsbetrieb gefallen?
Wolfanger: Ein Freund hat dort schon gearbeitet und mir davon erzählt. Ich habe mich dann im Internet informiert und erst einmal nur einen Termin für ein Schnupperpraktikum vereinbart. Im Betrieb wurde ich dann gleich sehr herzlich empfangen, alle waren freundlich und interessiert. Bei einem kleinen Betriebsrundgang wurde mir alles gezeigt. Das positive Betriebsklima hat mich sofort überzeugt. Ich habe dann nur eine Bewerbung geschrieben. Und es hat geklappt.
DHB: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?
Wolfanger: Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und ich lerne viel dazu. Ich habe auch keine Sonderrolle als Frau, sondern bin Teil des Teams. In meinem Ausbildungsbetrieb sind derzeit elf Auszubildende beschäftigt. Wir lernen auch viel voneinander. Auf den Baustellen arbeiten wir meistens in Teams von etwa fünf Leuten. Die Baustellen sind hauptsächlich im Saarland, aber auch in Rheinland-Pfalz.
DHB: Was war die bisher spannendste Baustelle?
Wolfanger: Am Universitätsklinikum in Homburg haben wir eine Großbaustelle über einen längeren Zeitraum. Das ist ein tolles Projekt, bei dem ich sehr viel lerne. Da bin ich sozusagen von Anfang bis Ende dabei und sehe, ob am Ende alles funktioniert.
DHB: Was sollte ein Betrieb in der Elektronikbranche tun, um mehr junge Frauen für eine Ausbildung zur Elektronikerin zu gewinnen?
Wolfanger: Das Betriebsklima ist sehr wichtig. Ein offenes und freundliches Klima ist entscheidend. Natürlich müssen auch die räumlichen Voraussetzungen stimmen, zum Beispiel getrennte Umkleideräume. Ich finde auch, dass die Unternehmen viel mehr Werbung in den sozialen Medien machen sollten, um junge Leute anzusprechen.
DHB: Was gefällt Ihnen an der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU - siehe Kasten) bei der Handwerkskammer des Saarlandes?
Wolfanger: Diese Lehrgänge finden regelmäßig während der Ausbildung statt. Kürzlich ging es zum Beispiel eine Woche lang um die Installation von Systemkomponenten und Netzwerken, also um Tätigkeiten, die mein Arbeitgeber normalerweise gar nicht ausführt. Aber sie gehören zu meinem Ausbildungsberuf und ich lerne diese Dinge in den Kursen der Handwerkskammer.
DHB: Sie sind auch als Ausbildungsbotschafterin bei der Handwerkskammer tätig, wie sind Ihre ersten Erfahrungen?
Wolfanger: Ich war bisher zweimal in Schulen, davon einmal in einem Gymnasium. Dort war ich überrascht, wie groß das Interesse der Schülerinnen und Schüler an meiner Arbeit war. An der Gesamtschule war das nicht so ausgeprägt. Ich finde es aber wichtig, jungen Leuten meinen Beruf und das Handwerk vorzustellen. Man hat so viele Möglichkeiten in diesem Beruf.
DHB: Wie sehen Sie das Image des Handwerks in der Öffentlichkeit? Was sollte sich verbessern?
Wolfanger: Viele denken immer noch, dass man im Handwerk nichts verdient und die Arbeitsbedingungen schlecht sind. Das stimmt aber alles nicht. Man hat gute Verdienstmöglichkeiten, schon als Gesellin. Und die Arbeitsbedingungen sind in der Regel sehr gut. Das höre ich auch von den anderen Auszubildenden in der Berufsschule. Man kann im Handwerk so viel erreichen, zum Beispiel Meisterin werden und dann selbst ausbilden. Das ist auch mein Ziel.
Hintergrund: Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) Hintergrund Die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) wird bundesweit angeboten und ist sozusagen die verlängerte Werkbank der Betriebe. Gerade kleine und mittlere Handwerksbetriebe sind häufig auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert und können daher nicht alle Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln, die in der Ausbildungsverordnung vorgeschrieben sind.
Aufgaben Aufgabe der ÜLU ist es, für jeden Auszubildenden ein einheitliches Ausbildungsniveau zu gewährleisten, das sich dem technischen Fortschritt anpasst. Die ÜLU wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und des jeweiligen Bundeslandes sowie des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Die ÜLU ist ein wichtiger Bestandteil der Berufsausbildung im Handwerk. In Abstimmung mit den Sozialpartnern (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände) und dem Heinz-Piest-Institut (HPI) in Hannover werden ÜLU-Lehrgänge als Ergänzung zur betrieblichen Ausbildung entwickelt. Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) ist wie alle anderen Handwerkskammern gesetzlich verpflichtet, diese Lehrgänge nach Vorlage des HPI durchzuführen oder durchführen zu lassen. Die Vollversammlung der HWK entscheidet, welche der möglichen Lehrgänge in den einzelnen Gewerken durchgeführt werden.
Wo Die sieben Bildungszentren der HWK sowie der Innungen und Verbände bieten im Rahmen der ÜLU-Maßnahmen im Saarland ein Spektrum von weit über 160 Lehrgangsarten an und ergänzen damit die Ausbildung der saarländischen Handwerksbetriebe.
Kontakt Weitere Informationen zur ÜLU bei Beate Schuster, 0681 5809-128, b.schuster@hwk-saarland.de
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Text:
Thomas Klein /
handwerksblatt.de
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