Andreas Ehlert, Präsident des Unternehmerverbands Handwerk NRW und der Handwerkskammer Düsseldorf, im Gespräch mit Steffen Pörner, Geschäftsführer beim Bankenverband Nordrhein-Westfalen.

Andreas Ehlert, Präsident des Unternehmerverbands Handwerk NRW und der Handwerkskammer Düsseldorf, beim Bankenverband Nordrhein-Westfalen. Er ist überzeugt: Gute Unternehmen finden immer einen Nachfolger. (Foto: © Bankenverband NRW / Wilfried Meyer)

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Nachfolge im Handwerk: Herausforderungen und Chancen

Betriebsführung

Wie geht das Handwerk mit dem Generationswechsel um, welche Akteure unterstützen die Betriebe und welche Fördermöglichkeiten gibt es? Das war Thema beim Netzwerktreffen #finplaceNRW.

Die Nachfolgefrage ist seit Jahren eine der größten Herausforderungen im Mittelstand - insbesondere im Handwerk. In Nordrhein-Westfalen gibt es etwa 200.000 Handwerksunternehmen. Etwa zehn Prozent der Inhaber und Geschäftsführer zählen zur Babyboomer-Generation. Sie erreichen in den nächsten fünf bis zehn Jahren das Rentenalter und werden im Idealfall ihren Betrieb an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin übergeben. Innerhalb der Familie, an Mitarbeiter oder an externe Interessenten. 

Steffen Pörner (r.) Foto: © Bankenverband NRW / Wilfried MeyerSteffen Pörner (r.) Foto: © Bankenverband NRW / Wilfried Meyer

Wie gehen die Unternehmen mit der herausfordernden Situation um, wie gelingt die Nachfolge und welche Akteure unterstützen die Betriebsinhaberinnen und -inhaber dabei? Darum ging es bei einer Podiumsdiskussion, zu der der Bankenverband NRW und die Kommunikationsagentur newskontor im Rahmen des #finplaceNRW eingeladen hatte, einem Netzwerktreffen für Banken, Finanzdienstleister und Fintechs. 

Andreas Ehlert, Präsident des Unternehmerverbands Handwerk NRW und der Handwerkskammer Düsseldorf, erläuterte im Gespräch mit Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbandes NRW, die Herausforderungen das Handwerk beim Thema Generationswechsel. Ehlert betonte, dass es dem Handwerk vergleichsweise gut geht. Und es sei wunderbar, selbstständig zu sein und sein Leben selbst zu gestalten, so der Schornsteinfegermeister und Gebäudeenergieberater. Die gute Auslastung des Handwerks spreche dafür, dass der Spruch "Handwerk hat goldenen Boden" nach wie vor zutrifft. 

Dennoch gebe es zu wenig junge Leute, die ins Handwerk gehen, und auch zu wenige Interessenten für die große Menge an Unternehmen, die in naher Zukunft übergeben werden sollen. Ein weiteres Problem sei, dass viele Betriebsinhaber eine unrealistische Vorstellung vom Wert ihres Unternehmens haben.

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Foto: © Bankenverband NRW / Wilfried MeyerFoto: © Bankenverband NRW / Wilfried Meyer

Gleichzeitig gebe es, so der Handwerkspräsident, einen Unterschied zwischen großen und kleinen Handwerksunternehmen in Bezug auf die Nachfolgeproblematik. Kleinere Betriebe hätten es beim Generationswechsel deutlich schwerer als größere. Ehlert betonte, dass Handwerksunternehmen mit einem guten Geschäftsmodelle und einer "vernünftigen Gewinnlage" aber so gut wie immer einen Nachfolger finden.

Gerade Unternehmen im Bereich Sanitär und Klima, im Elektrohandwerk oder im Dachdeckerhandwerk hätten keine Probleme. Er räumte ein, dass es auch im Handwerk Betriebe gibt, die kein tragfähiges Geschäftsmodell haben oder in den letzten Jahren nicht mehr investiert haben und deshalb schließen müssen.

Digitale Technologien und KI würden das Handwerk für die junge Generation wieder interessanter machen, so der Kammerpräsident. Im Handwerk gebe es immer mehr digitale Lösungen, die die Arbeit erleichtern können, so Ehlert. Auch körperlich. Die Herausforderung für die Betriebe sei es, diese Veränderungen aktiv zu nutzen.

Nachhaltigkeit spiele ebenfalls eine immer größere Rolle - nicht nur wegen regulatorischer Anforderungen, so Ehlert. Denn nachhaltige Unternehmensführung biete Chancen, sich als modernes und verantwortungsbewusstes Handwerksunternehmen zu positionieren. 

Finanzielle Unterstützung durch das Land

Steht der Generationswechsel an, dann haben die Unternehmen viele Akteure an ihrer Seite: Die Beraterinnen und Berater der Handwerkskammer und IHK, die Steuerberater sowie der Hausbanken. Auch die Politik unterstützt mit attraktiven Programm.

In NRW sind das beispielsweise der Gründungskredit der NRW.Bank und die Meistergründungsprämie:

  • Die Grundförderung für die Gründung einer selbstständigen Vollexistenz liegt bei 11.500 Euro.
  • Für die Übernahme eines bestehenden Betriebes wird zusätzlich ein Bonus von 2.000 Euro gewährt.
  • Darüber hinaus erhalten Handwerksmeisterinnen einen Bonus von 2.500 Euro bei einer Gründung in Berufen, in denen Frauen noch stark unterrepräsentiert sind.

Wichtig sei, so Andreas Ehlert, dass man sich "früh auf den Weg macht" und das Beratungsangebot nutzt. Denn am Ende hänge das Gelingen einer Nachfolge auch sehr von der persönlichen Ebene ab: Wie kommen die Generationen menschlich miteinander aus und kann der Patriarch sein Lebenswerk loslassen. 

Für eine rechtzeitige Nachfolgeplanung warb auch Akram Juja, Partner und Leiter Nachfolgeberatung bei Ecovis KSO im Gespräch mit Marco Cabras, Geschäftsführer von Newskontor. Der Steuerberater begleitet Familienunternehmen und entwickelt gemeinsam mit ihnen Strategien und Konzepte, damit Jung und Alt gleichermaßen zufrieden sind. 

Kai Kempers, Senior Projektmanager strategische Kundenprojekte bei der NRW.Bank, stellte die Unterstützungsangebote für Wachstum und Nachfolge der Landesförderbank vor. Die Förderkredite werden immer über die Hausbanken beantragt. Die NRW.Bank bietet aber vorab eine kostenlose, individuelle Beratung zu den öffentlichen Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten.

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Text: / handwerksblatt.de

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