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Lob und Kritik am OECD-Bericht

Betriebsführung

Der Bildungsbericht der OECD sorgt jährlich für Diskussionen. Bundesbildungsministerin Wanka und KMK-Präsidentin Löhrmann heben in der aktuellen Fassung die positiven Entwicklungen hervor.

ZDH-Präsident Wollseifer findet eher kritische Worte. Das deutsche Bildungssystem zeichnet sich durch eine signifikante Stabilität und Leistungsfähigkeit aus. Zu diesem Ergebnis kommt – nach Einschätzung des Bundesbildungsministeriums – der diesjährige OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick". Die Bildungsbeteiligung, besondere die der 3- und 4-Jährigen mit 91 und 96 Prozent, sei im internationalen Vergleich überdurchschnittlich. Zudem erreiche Deutschland ein sehr hohes Bildungsniveau. 86 Prozent der Erwachsenen verfügten mindestens über einen Abschluss im Sekundarbereich II, der OECD-Durchschnitt liege bei 75 Prozent.

"Deutschland bildet sich wie nie zuvor. Und das ist die beste Absicherung gegen Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka bei der Präsentation der Ergebnisse. Die Studie mache klar, dass die Bildungsausgaben für Schülerinnen und Schüler und Studierende überdurchschnittlich gesteigert werden konnten. "Der Erfolg unseres Bildungssystems resultiert auch daraus, dass den jungen Menschen mit Hochschulausbildung und beruflicher Bildung zwei gleichwertige Alternativen zur Verfügung stehen. Beide böten optimale Möglichkeiten für die berufliche Zukunft.

Deutschland hat viel erreicht

"Je höher der Bildungs- und Kompetenzstand der Bevölkerung, desto besser ist diese für die Anforderungen der modernen Lebens- und Arbeitswelt gerüstet", betonte Sylvia Löhrmann. Für die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und NRW-Schulministerin habe man viel erreicht, besonders im Bereich der frühkindlichen Bildung. Auch die Studienanfänger- und Absolventenzahlen seien so hoch wie nie. Wichtig sei, der Bildungsarmut weiter entgegenzusteuern und die Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems voranzutreiben. "Deutschland hat in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um die Qualität des Bildungswesens nachhaltig zu steigern. Die Investitionen zahlen sich aus. Doch ruhen wir uns darauf nicht aus, sondern jetzt geht es darum, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter fortzusetzen", so die KMK-Präsidentin.

Zentrale Verbesserungen im deutschen Bildungssystem seien laut OECD-Studie zudem der gesunkene Anteil junger Menschen, die sich weder in Bildung noch in Beschäftigung befinden und der gestiegene Anteil der Studienanfängerinnen und Studienanfängern an deutschen Hochschulen mit 53 Prozent.

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Nicht nur auf die Akademikerquote achten

HandwerkHans Peter Wollseifer geht mit den Ergebnissen des neuen OECD-Bildungsberichts hart ins Gericht. Darin werde die Entscheidung von Akademikerkindern, eine berufliche Ausbildung zu absolvieren, erneut als Bildungsabstieg bewertet, so der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. "Die OECD sollte endlich anerkennen, dass hohe Akademikerquoten allein die Leistungsfähigkeit eines Landes nicht erhalten können. Deutschlands Wirtschaft ist erfolgreich, gerade weil es seine Arbeitskräfte sowohl aus der beruflichen als auch aus der akademischen Bildung gewinnt. Beide Systeme sind bei uns zu Recht als gleichwertig akzeptiert – das sollte endlich auch die OECD einsehen."

Umfassende Studien- und Berufsorientierung in allen Schulen

Die Akademikerquote sei in Deutschland zuletzt stark gestiegen. Zu den negativen Nebenwirkungen gehöre nicht nur der zunehmende Fachkräftemangel, sondern auch eine vergleichsweise hohe Anzahl junger Menschen, die ihr Studium nicht abschließen. Um die Abbrecherquote zu senken, brauche es neben mehr Beratung während des Studiums eine frühe, allumfassende Studien- und Berufsorientierung in allen Schulen – auch und vor allem an Gymnasien. Diese dürften junge Menschen nicht ausschließlich in Richtung Studium schicken, wo sie zum Teil gar nicht richtig aufgehoben sind. Ein Wirtschaftsstandort wie Deutschland mit seiner erfolgreichen mittelständischen Unternehmensstruktur könne es sich gar nicht leisten, junge Leute nur einseitig zu beraten und möglicherweise in eine universitäre Sackgasse laufen zu lassen.

Das vielschichtige deutsche Bildungssystem werde in den Statistiken der OECD wieder einmal überhaupt nicht abgebildet. Völlig unberücksichtigt bleibe, dass hochwertig beruflich Qualifizierte ebenso selten von Arbeitslosigkeit betroffen seien wie Akademiker. "Meister und Techniker verdienen im Laufe ihres Berufslebens im Durchschnitt etwa genauso viel wie Akademiker. Und die sogenannte Bildungsrendite ist in der beruflichen Bildung sogar oft deutlich höher als an der Uni."

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Text: / handwerksblatt.de

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