Energieeffizienz: Handwerker kritisieren unzureichendes Förderangebot
Handwerksbetriebe würden gerne mehr in energiesparende Maßnahmen investieren. Die größte Hürde dabei ist laut einer ZDH-Umfrage die Finanzierung. Handwerker kritisieren die ständig wechselnden Rahmenbedingungen bei Förderprogrammen.
Energiesparen - oder erst gar nicht verbrauchen - ist das Gebot der Stunde. Auch Handwerker treibt derzeit die Frage um, wie sie kurzfristig und auch längerfristig energieeffizienter produzieren und Aufträge bearbeiten können. Beziehungsweise wie sie unabhängig von externen Energieversorgern werden.
Das zeigt eine Sonderumfrage zur Energieeffizienz, die der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gemeinsam mit den 53 Handwerkskammern im ersten Quartal 2022 durchgeführt hat. Dabei wurde auch deutlich, dass sich alle Handwerksbetriebe deutlich bessere Rahmenbedingungen wünschen. Vor allem hat das Handwerk Probleme mit staatlichen Förderprogrammen, die oftmals nicht zu den Gegebenheiten in kleinen und mittleren Betrieben passen.
Nicht erst seit der aktuellen Krise beschäftigen die steigenden Kosten für Gas, Öl, Strom, Benzin und Diesel die Betriebe. Der Energiekostenanteil am Umsatz hat bereits in den letzten fünf Jahren stark zugenommen. Im selben Zeitraum hat aber auch jeder zweite Betrieb Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs umgesetzt oder hat konkrete Pläne für solche Investitionen.
Insbesondere größere Handwerksbetriebe haben laut der Umfrage in energieeffizientere Maschinen und Anlagen (39 Prozent) und die Verbesserung bei Materialflüssen, Logistik und Arbeitsabläufen (33 Prozent) investiert. Jeweils ein Viertel hat seine Betriebsgebäude energetisch saniert und bereits die Eigenerzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen ausgebaut. Solaranlagen oder Anlagen zur Wärmeerzeugung werden auch als geplante Maßnahme häufig genannt. Viele der Befragten wollen zudem in Speicher für selbst erzeugter Energie investieren und für den Fuhrpark E-Autos anschaffen (jeweils 21 Prozent).
Hauptmotiv: Steigende Energiekosten
Was die Motivation für die Umsetzung und/oder Planung von Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs angeht, liegen die steigenden Energiekosten deutlich vorn. 84 Prozent der Befragten nannten das als Grund.
Dicht gefolgt von dem Wunsch, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten oder das Image des Betriebs zu steigern (60 Prozent). Themen wie Mitarbeitermotivation oder gesetzliche Vorgaben spielen dabei hingegen kaum eine Rolle.
Das E-Tool für HandwerksbetriebeFoto: © Saar-Lor-Lux UmweltzentrumDie Handwerkskammern bieten mit dem "E-Tool" ein erprobtes Managementwerkzeug zur Auswertung von Energiedaten im Handwerksunternehmen.
Damit können Betriebe Energieverbrauchsdaten und CO2-Emissionen auswerten und eine Energiebilanz erstellen. Diese Informationen können sogar über Jahre hinweg verfolgt und verglichen werden.
Wie detailliert das kostenfreie Analysewerkzeug genutzt wird, entscheidet das Unternehmen selbst. energie-tool.de Dass große Handwerksunternehmen deutlich häufiger energieeffiziente Maßnahmen umgesetzt haben oder planen führt der ZDH darauf zurück, dass Kleinstbetriebe mit nur einem Beschäftigten oft in Gewerken zuhause sind, die selten größere Anlagen oder Maschinen nutzen.
Die Ansatzpunkte zur Senkung des Energieverbrauchs seien hier überschaubar. Aber auch hier lassen sich mit einfachen Mitteln und ohne große Investitionen (LED-Beleuchtung, Heizkörper in der Nacht runter drehen, im Pausenraum nur Stoßlüften etc.) schnell zehn Prozent oder mehr Energie sparen.
Tipp: Konkrete Hilfestellung sowohl für kleine Maßnahmen als auch für größere Projekte bekommen Handwerksbetriebe über das Team der Mittelstandsinitiative Handwerk.
Größte Hürde: Fehlende oder unpassende Finanzmittel oder Förderprogramme
Größter Hemmschuh bei Investitionen in energiesparende Maßnahmen ist für die befragten Betriebe die Finanzierung. Entweder fehlen die notwendigen Finanzmittel oder es findet sich kein passendes Förderprogramm. Viele Betriebe gaben auch an, dass die umsetzbaren Maßnahmen unwirtschaftlich wären. Einige wollen oder können nicht investieren, weil sie einen Umzug oder eine Betriebsaufgabe planen oder weil ihnen als Mieter der Immobilie die Hände gebunden sind sind.
Allen Handwerksbetrieben gemeinsam ist, dass sie ein deutliches Verbesserungspotenzial bei den Rahmenbedingungen für die Umsetzung und Planung solcher Maßnahmen sehen. Die größte Hürde seien die häufig wechselnden rechtlichen Rahmenbedingungen bei den Förderprogrammen.
Viele der Programme seien zudem intransparent, würden nicht zu den Gegebenheiten in den kleinen und mittleren Betrieben passen oder nicht ausreichen, um die Maßnahmen wirtschaftlich durchzuführen.
Und nicht zuletzt gibt es auch Engpässe - nämlich bei den Fachplanern und Energieeffizienzexperten.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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