Land Rover Discovery Sport: Von wegen Facelift
Eine moderne Plattform, milde Hybride sowie ein digitalisierter Innenraum: Land Rover legt den Discovery Sport neu auf. Damit hatte keiner so schnell gerechnet.
Vornehm und zurückhaltend, so sind die Briten halt: Eigentlich wäre für den Land Rover Discovery Sport nach seiner dreijährigen Bauzeit eine wohlverdiente Modellpflege fällig gewesen. Aber weit gefehlt: Schon jetzt präsentieren die englischen Offroad-Profis die Neuauflage ihres Discovery Sport. Diese Überraschung ist gelungen, denn zunächst deutet alles auf ein gewöhnliches Facelift hin.
Das liegt zum einen an den vorgenommen Retuschen mit neuen LED-Scheinwerfern und Rückleuchten sowie dem überarbeiteten Kühlergrill. Auch die Stoßfänger haben eine andere Form. Die ursprünglich asymmetrisch gestylte Heckpartie zeigt sich dagegen völlig umgestaltet und präsentiert sich nun in einer runden Formensprache.
Alles neu unter dem Blech
Der Land Rover Discovery Sport steht auf einer neuen Plattform. Foto: © Land RoverModellgepflegt wurde allenfalls das Design, die eigentliche Revolution fand jedoch woanders statt und zwar ganz tief unter dem Blech. Dementsprechend basiert der Discovery Sport auch auf einer völlig neuen Plattform, die 13 Prozent verwindungssteifer ist. Ein weiterer Vorteil der sogenannten Premium-Transversale-Architektur (PTA): Sie lässt sich endlich mit elektrischen Antrieben kombinieren, die den Flottenverbrauch nach unten drücken sollen. Daher sind nahezu alle Motoren als Mild-Hybrid ausgelegt.
Dass die Offroad-Profis hierbei die Außenhaut des neuen Discovery Sport kaum angetastet haben, ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass der 4,60 Meter lange Geländewagen mit knapp einer halben Million Exemplaren das weltweit meistverkaufte Modell von Land Rover ist. Man wollte die liebgewonnene Kundschaft vermutlich wohl nicht mit irgendwelchen Designexperimenten überfordern.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Im Vergleich zu seinem Vorgänger fährt sich der neuentwickelte Discovery Sport um einiges handlicher, legt einen sehr harmonischen Fahrkomfort an den Tag und macht auch abseits befestigter Straßen eine gute Figur. Dank Allrad, langen Federwegen sowie einer enormen Achsverschränkung überwindet er fast jedes Hindernis oder wühlt sich eindrucksvoll über Stock und Stein. Beim Discovery Sport handelt es sich schließlich nicht einfach um ein hochgebocktes SUV, er bleibt weiterhin ein waschechter Geländewagen.
Digitalisierter Innenraum
Das digitale Cockpit ist mit seinem Touchscreen-Infotainment bestens vernetzt. Foto: © Land RoverAuch im Innenraum wirbelt das britische Mittelklasse-SUV eine Menge Staub auf. Seinem Premium-Anspruch wird der Discovery Sport nun mit hochwertigen Materialien gerecht. Da, wo beim Vorgänger noch einfaches Hartplastik verbaut war, gibt es aufgeschäumte Kunststoffe, die sich angenehm anfassen lassen. Vor dem Fahrer befindet sich ein 12 Zoll großes Kombiinstrument, rechts daneben sitzt der 10 Zoll große Touchscreen für das Infotainment, welches einen Wlan-Hotspot sowie eine Smartphone-Vernetzung mitbringt.
Die Bedienung der Klimaautomatik sowie den vielen Allrad-Funktionen erfolgt über einen Extra-Bildschirm darunter. Das in einem hochglänzendem schwarz Display hinterlässt genauso einen edlen Eindruck wie der geschmackvoll eingerichtete Innenraum selbst. Und zur Stromversorgung des Handys kann neben einer Reihe an USB-Ports zudem noch die induktive Ladestation unterhalb der Mittelkonsole genützt werden.
Auch als Siebensitzer erhältlich
In seinem Innenraum bietet der Discovery Sport behaglich viel Platz und die neugestalteten Sitze sind bequem. Der Kofferraum ist mit 897 Litern großzügig. Klappt man die dreigeteilten Rücksitzlehnen um, entstehen bis zu 1.794 Liter, dann steigt allerdings die Ladefläche leicht nach hinten an. Weiterhin ist der Brite auch als Siebensitzer erhältlich, doch den Notbehelf für Kleinkinder oder die Kurzstrecke lässt sich Land Rover – wie viele andere Extras auch – mit knapp 1.100 Euro teuer bezahlen.
Gleiches trifft für den neuen digitalisierten Innenrückspiegel zu, für den, je nach Ausstattungsstufe gleich bis zu 500 Euro fällig sind. Hierbei wird von einer Dach-Kamera in der Antennenfinne erzeugte Bild formatfüllend auf das Display im Spiegel übertragen. Ein überaus praktisches Feature, da selbst mit dachhoher Beladung der Blick nach hinten nicht mehr durch Gepäckstücke versperrt ist. Anfangs benötigt die weitwinklige Panorama-Darstellung etwas Eingewöhnung. Wer das neue Digital-Feature nicht mag, kann es auch abschalten und erhält so wieder einen herkömmlichen Innenspiegel.
Auch nach vorne lässt sich das Sichtfeld maßgeblich erweitern, denn als eine weitere Neuheit für den Discovery Sport dient ein pfiffiges Kamerasystem, welches mit ihrer innovativen Technologie die Motorhaube "durchsichtig" macht. Das erzeugte Bild im Touchscreen der Mittelkonsole zeigt an, ob sich Hindernisse vor, beziehungsweise direkt unter dem Vorderwagen befinden und ist insbesonders beim Offroad-Einsatz hilfreich, da es dem Fahrer einen vorausschauenden 180-Grad-Blick unter die Motorhaube ermöglicht.
Bis auf den Basis sind alle Motoren Mild-Hybride
Dank Allrad sowie einer enormen Achsverschränkung ist der Brite auch ein waschechter Geländewagen. Foto: © Land RoverBei den Motoren bedient sich der Discovery Sport an den gleiche Triebwerken wie beim ebenfalls neuen, aber kleineren Evoque. Sowohl die Benziner als auch die Diesel holen aus zwei Litern Hubraum und leisten zwischen 150 und 250 PS. Der Basis-Selbstzünder D150 rollt als Sechsgang-Handschalter und mit Frontantrieb vor. Bei allen anderen Triebwerken zählt neben dem automatisch zuschaltendem Allrad (Hang-On) sowie einer Neunstufen-Automatik auch ein 48-Volt-Mild-Hybrid-System zum Standard.
Die beim Bremsen oder Verzögern zurückgewonnene Energie wird hierbei in einem kleinen Akku gespeichert, um beim anschließenden Beschleunigen den Motor zu unterstützen. Anfang nächsten Jahres kommt noch ein kleiner Dreizylinder, den es außerdem noch als Plug-in-Hybrid-Variante geben wird. Anstelle des verwendeten Riemen-Startergenerators sorgt dann ein kräftiger Elektromotor für zusätzlichen Schub.
Zu hoher Kraftstoff-Verbrauch
Bis dahin stehen drei Vierzylinder-Diesel und zwei Benziner mit ebenfalls vier Töpfen im Angebot. Für den edlen Briten empfehlen sich die beiden Topversionen als standesgemäße Motorisierungen. Der Diesel D240 AWD leistet 240 PS, beim Benziner P250 AWD sind es dagegen sogar noch zehn PS mehr. Beide Motoren laufen kultiviert und legen sich mächtig ins Zeug. Hinzu kommt eine Neunstufen-Automatik, die mit sanften sowie ruckfreien Schaltvorgängen glänzt. Besonders der Selbstzünder gefällt und beschleunigt mit seinen 500 Nm an Drehmoment noch nachdrücklicher.
Allerdings wünscht man sich von beiden Antrieben so manches Mal mehr Power. Die ist zwar insgesamt in Ordnung, aber wenn bei flotten Überholmanövern der rechte Fuß im kick-down-Modus verharrt, wäre eine nachdrücklichere Durchzugskraft wünschenswert. Auch die milde Hybrid-Spritspartechnik überzeugt nicht ganz: Statt der angegebenen 7,9 Liter schluckte der P250 AWD knapp 12 Liter und beim D240 AWD stand nach unser Runde eine neun vor dem Komma des Bordcomputers, anstelle der versprochenen 6,2 Liter. Das ist definitiv zu viel. Ansonsten hat der neuentwickelte Discovery Sport insbesonders bei der Agilität und mit seinen neuen Technologien nochmals um einiges hinzugewonnen.
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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