Die Obermeisterin der Bäckerinnung Christa Lutum und der Präsident des Zentralverbandes Roland Ermer begrüßen Bundeskanzler Olaf Scholz.

Die Obermeisterin der Bäckerinnung Christa Lutum und der Präsident des Zentralverbandes Roland Ermer begrüßen Bundeskanzler Olaf Scholz. (Foto: © Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks)

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Tag des Brotes: Bundeskanzler Scholz besucht Berliner Backstube

In Deutschland gibt es immer weniger Bäckereien. Auch die Zahl der Auszubildenden sinkt. Gleichzeitig steigen die Meisterprüfungen. Bundeskanzler Scholz machte sich ein Bild der Lage. Neu Brotbotschafterin wird Dorothee Bär.

Das Bäckerhandwerk steckt in einer Umbruchphase. Wie der Zentralverband des Bäckerhandwerks anlässlich des Tags des Deutschen Brotes am 5. Mai meldet, schreitet der Konzentrationsprozess in der Branche voran. Im vergangenen Jahr waren es 3,8 Prozent weniger Bäckereien als im Vorjahr. 9.242 Meisterbetriebe mit insgesamt 235.200 Beschäftigten (minus 1,4 Prozent) und rund 35.000 Filialen zählt der Verband (Stand: 31.12.2023). 2013 waren es noch 13.171 Betriebe.

Die Handwerksbäckereien konnten 2023 ihrem Gesamtumsatz auf 17,55 Milliarden Euro steigern (Vorjahr: 16,27 Milliarden Euro) - ein Rekordergebnis. Jeder Haushalt in Deutschland konsumiert knapp 40,7 Kilogramm Brot und Backwaren pro Jahr.

Die Anzahl der Auszubildenden der Branche ging 2023 wiederum um acht Prozent zurück: Den Beruf des Bäckers oder der Bäckerin lernten im vergangenen Jahr 3.962 Auszubildende, im Beruf Fachverkäufer/in waren es 5.901.

Zum Tag des Brotes gab es einen Brotkorb für den Kanzler Foto: © Zentralverband des Deutschen BäckerhandwerksZum Tag des Brotes gab es einen Brotkorb für den Kanzler Foto: © Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks

Gleichzeitig gibt es überall im Land gut laufende Bäckereien, vor denen sich täglich Schlangen bilden. Und es gibt eine steigende Zahl an Meisterprüfungen. 284 Gesellen traten im Jahr 2023 zur Meisterprüfung an, 7,6 Prozent mehr als im Vorjahr. "Es ist zu früh von einer Trendwende zu sprechen, doch macht es uns stolz zu sehen, wie sich eine Vielzahl junger Menschen hochwertig weiterbildet und dadurch dazu beiträgt, den Qualitätsstandard in unserem Land zu erhalten", so Verbandspräsident Roland Ermer.

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401 Bäckermeister und -meisterinnen hätten 2023 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. "Die hohe Zahl an Neugründungen liegt etwa auf dem Niveau des Vorjahres und gibt Grund zu Zuversicht und Optimismus", so Ermer.    

Am 5. Mai feiert die Branche den Tag des Deutschen Brotes. Im Vorfeld begrüßte Roland Ermer gemeinsam mit Christa Lutum, Obermeisterin der Bäckerinnung Berlin, Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Berliner Backstube. Scholz habe dabei die Berufsausbildung als wichtigen Faktor für eine stabile Wirtschaft hervorgehoben: "Die Berufsausbildung ist die älteste und wichtigste Ausbildung in Deutschland und die Grundlage unseres Wohlstandes. Ich bin froh, dass sich nach wie vor viele junge Frauen und Männer dazu entscheiden, eine Berufsausbildung im Bäckerhandwerk zu beginnen oder sich als Meister oder Meisterin weiterbilden, um die Deutsche Brotkultur zu erhalten", sagte der Bundeskanzler.

Bundeskanzler Olaf Scholz im Gespräch mit Christa Lutum, Obermeisterin der Bäckerinnung Berlin. Foto: © Zentralverband des Deutschen BäckerhandwerksBundeskanzler Olaf Scholz im Gespräch mit Christa Lutum, Obermeisterin der Bäckerinnung Berlin. Foto: © Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks

Die Vertreter des Bäckerhandwerks machten gegenüber Scholz deutlich, welche Rahmenbedingungen verbessert werden müssen: Neben der Planungs- und Investitionssicherheit, welche Energieträger langfristig genutzt werden können, bräuchten die Betriebe vor allem einen spürbaren Abbau der Bürokratie. Die Bundesregierung müsse zudem den Fachkräftemangel weiterhin mit Priorität behandeln, die duale Ausbildung attraktiver machen und die Berufsorientierung an den Schulen weiter verbessern.

Des Weiteren müssten schnell mehr bezahlbare Wohnangebote entstehen: Überall im Land gebe es Studentenwohnheime, während man Azubi-Wohnheime nach wie vor verbreitet vergeblich sucht. Die anwesenden Auszubildenden schilderten dem Bundeskanzler, wie schwer es sei, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Foto: © Zentralverband des Deutschen BäckerhandwerksFoto: © Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks

Bundeskanzler Scholz nahm sich Zeit für das Gespräch und zeigte ein offenes Ohr für die Anliegen, berichten die Bäcker. Er habe Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel angekündigt. Dabei würden ein technologischer Fortschritt sowie moderne Strukturen und Regelungen – auch für mehr Fachkräfteeinwanderung – helfen. Auch Bürokratieentlastung habe der Kanzler versprochen.

Ein Gesprächsthema war darüber hinaus das Arbeitszeitgesetz und die damit bisher beschränkte Produktionszeit an Sonn- und Feiertagen auf nur drei Stunden.

Dorothee Bär wird Brotbotschafterin

Foto: © Schmelz Fotodesign / Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.Foto: © Schmelz Fotodesign / Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.

Zum Tag des Deutschen Brotes gab der Verband auch die neue Brotbotschafterin bekannt: Die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär  - stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU - übernimmt das beliebte Ehrenamt, um das Bäckerhandwerk vor allem auch in ländlichen Regionen zu stärken. Dorothee Bär wird am 14. Mai offiziell in dieses Ehrenamt der Brotbotschafterin eingeführt und wird den Staffelstab vom SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil übernehmen.  

Für ihre Amtszeit habe sie sich vorgenommen, möglichst viele Betriebe zu besuchen, um die einzigartige Vielfalt des Bäckerhandwerks noch besser kennen zu lernen und zu unterstützen. "Die Handwerksbäckerei ist gerade im ländlichen Raum ein wichtiger Treffpunkt für Jung und Alt. Die soziale Funktion der Handwerksbäcker kann man gar nicht hoch genug bewerten. Diese Struktur der Nahversorgung sollte unbedingt gestärkt und erhalten werden", so die Bundestagsabgeordnete.

Bäckerpräsident Roland Ermer sagte, man habe mit Dorothee Bär "eine leidenschaftliche Person als Brotbotschafterin gewinnen können, die sich durch außerordentliches Engagement auszeichnet und sich der gesellschaftlichen Stellung des Bäckerhandwerks bewusst ist".

Wer war alles schon Brotbotschafter? 

Brotbotschafter 2023: Lars Klingbeil Foto: © Zentralverband BäckerhandwerkBrotbotschafter 2023: Lars Klingbeil Foto: © Zentralverband Bäckerhandwerk

Brotbotschafterin 2023 war der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil

Brotbotschafterin 2022 war Gitta Connemann, Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Gitta Connemann (CDU)

Brotbotschafterin 2021 war Schauspielerin Almila Bagriacik

Brotbotschafter im Corona-Jahr 2020 waren alle deutschen Innungsbäcker

Brotbotschafter 2019 war FDP-Chef Christian Lindner

Brotbotschafterin  2018 war die Autorin und Moderatorin Enie van de Meiklokjes

Brotbotschafter 2017 war der Grünen-Politiker Cem Özdemir 

Brotbotschafter 2016 war der Schauspieler Simon Licht

Brotbotschafter 2015 war der damalige Chefs des Bundeskanzleramtes Minister Peter Altmaier (CDU)

Brotbotschafter 2014 war Koch Tim Mälzer 

Brotbotschafter 2013 waren Schauspieler Simon Gosejohann und Politiker Michael Glos (CSU)

Quelle: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks

 

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Text: / handwerksblatt.de

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